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Zu Bethlehem geboren

21.12.2014

Zu Bethlehem geboren im Philisterland
hob ob eines Engels flügelhellem Schweben
sʼ Kindlein, gewieget von blumenschöner Hand,
Jesus plötzlich an sich zu übergeben.

Josef sieht dem Ochsen aufs höhnende Doppel-Horn
und hickst in seinen Bart ein aufgeschlucktes Hicks.
„Von wegen in Davids Kuhstall zu Bethlehem geborn.
Bei meinem Bart, aus diesem Bankert da wird nix!“

In der Jeschiwa wird Jesaja bis aufs Blut gepaukt.
„Wer ist hier wohl gemeint“, frug der Rebbe,
„der da mit seinem Dulden zum Judenheiland taugt?“
Klein Jesus spitzt das Mündchen: „Ich selber bin es, Rebbe, ebbe!“

Der Rebbe sieht auf des Schofars höhnendes Horn
und hickst in seinen Bart ein aufgeschlucktes Hicks.
„Von wegen in Davids Kuhstall zu Bethlehem geborn.
Bei meinem Bart, aus diesem Bankert da wird nix!“

Josef hat fromm-fröhlich in die Hände gespuckt.
Messen, sägen, hobeln – wie die Späne fliegen!
Jesus hat derweil durchs Fenster einem Täubchen nachgeguckt.
„Mein Söhnchen, hier liegt ein Klafter Holz. Auf Biegen

oder Brechen! Gottes Segen ruh auf dem Gesellenstücke,
ruh auf dir – heut gilt es deinem, gilt es meinem Ruf!“
Abends kehrt der Vater heim – er glaubt es Teufels Tücke:
Vor einem Kreuz kniet Jesus, ein Kreuz, was er sich schuf!

„Auf Wunder und auf Zeichen gründest du ein neues Reich,
so geht die Rede“, Pilatus dreht nervös am Ringe.
„Die Wurzel Jesse tropfe dir vom Öl der Salbung mit zugleich
den höchsten Titel, sagt man.“ Als obʼs ihn nichts anginge,

so stand vor Pilatus Jesus schweigend starr.
Und der Romgesandte war sich klar mit der Idée fixe:
„Den Seinen dünkt er heilig, mir ein armer Narr.
Aus Bethlehem geboren, beim Zeus, daraus wird nix!“

Auf Golgatha im Philisterland warʼs Mitternacht.
Da fingʼs zu jammern an: „Vater, mir tun die Füße weh!“
„Oh Gott!“, rief Gott, „der hat ja alles falsch gemacht.
Vergessen wir die dumme Geschichtʼ bei einem Gläschen Tee!“

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