Xenophobie
Wer nimmt dich wahr?
Was nimmst du wahr?
Auf- und abpulsend-rotierende Flecken,
stäubende Blüten- und Sinnfragmente,
kryptische Muster auf Wange und Stirn?
Oder zerfließt alles Feste, Fremde, Fordernde
in den dantesken Schlund
eines Haschischbewusstseins?
Verschlieren die Wände des Seins
samt gut gehängter Bilder
unter dem irisierenden Ölfilm
entrückter Gleichgültigkeit?
Leckt die Zunge deines Gehörs
die rauhen, porigen, weichlippigen Häute
der Klänge oder schlitzt du sie
mit dem zarten Messer der Deutung
kunstgerecht auf?
Ist der Leib der anderen Seele ein Schatten,
den die Funzel deiner stummen
Erwartungslosigkeit an die Decke
des Nicht-Schlafen-Könnens wirft?
Wird dir die Hand, die nach Früchten,
dem Telefonhörer, dem Wasserhahn tastet,
aus dem Nervengeflecht
eines fernen Gottes drahtlos gelenkt,
des berüchtigten Ersten Bewegers?
Ist was du sagst
wie unbewusster Tropfen
über die Zunge gerollt?
Und was du kritzelst ein Anagramm
aus den panisch-gespenstisch sich schreibenden Zeilen
auf dem flackernden Schirm deiner Geist-Maschine –
codiert mit der Software „Free Mind“
eines ironischen Programmierers,
der deine Muttersprache nicht kennt?