Wortkrücken für Zungenlahme
Philosophische Sentenzen und Aphorismen
Der Dunst kann wieder Wasser werden, die ausgetretene Flamme schweigt für immer.
Der Vater hat es bitter bereut, den Sohn zu diesen engherzigen Philistern ausgesandt zu haben.
Die Unerlösten grinsen am breitesten und grölen am lautesten.
Die innere Leere und den Abgrund der Sinnlosigkeit mit Lektürefetzen zuschütten.
Was Dunst ist, Wolkenschleier, neblige Trübe, und sich nicht zur Dichte und funkelnden Klarheit des Tropfens hat kondensieren wollen, preist der rohe Geschmack und die verfaulte Seele als die große Errungenschaft des freien Ausdrucks.
Keine Gruppe ohne Feindseligkeit, keine Gesellschaft ohne Zensur, Ikonoklasmus, Denkmalschändungen und Umbenennungen von Plätzen und Straßen; hier gibt es nur Gradabstufungen, ob man nun Bücher öffentlich verbrennt oder Autoren mittels Ächtung mundtot macht.
Wer nicht das erwartete poetische Knistern und Prasseln, Rischeln und Rascheln bedient, dem neigt man kein Ohr.
Mit verknoteter Zunge lallen sie von Freimut und Redefreiheit.
Groteske oder makabre Komödie, wenn Hinz und Kunz das unbeschränkte Recht zugesprochen wird, auf den Brettern, die sie für die Welt halten, sich selbst zu verwirklichen.
Die nur eigene Wunden lecken, können fremde Größe nicht einmal sehen, geschweige denn bewundern.
Zwischen ja und nein, wähnen sie, lägen tausend Möglichkeiten.
Wer anklopft, muß das Losungswort sagen, bevor wir ihm öffnen.
Liederliche Erscheinung, ungekämmte Sätze.
Freilich, wer nur grammatisch glatt frisierte Sätze äußert, hat noch nichts zu sagen.
Die kosmischen Konstellationen und die verästelten Strukturen der pflanzlichen und tierischen Organe sind nur eine von vielen möglichen Variationen aus dem Repertoire der aus sich selber tönenden Leere.
Die Perversion hält sich für das Maß aller Dinge.
Für die Schmeißfliege strömt der Dunghaufen nichts als Wohlgerüche aus.
Das Flimmern des Unrats ist für die Abortfliege wie der glänzende Fetisch für den Entarteten.
Kein Satz, also auch kein Gedanke, kann sich selbst enthalten. Sätze, die so tun wie der Satz „Dieser Satz ist wahr“ oder der Satz „Dieser Satz ist falsch“ sind entweder nichtssagend oder widersprüchlich.
Soll ich, nachdem ich erfahren habe, daß der große Schnauzbart dem Komponisten Anton Bruckner einen Klotz von Tempel errichten wollte, seine Symphonien mit neu erwachtem Mißtrauen hören?
Der verkommene Lump, der seine Lumpereien als Ausdruck einer genialen Ausnahmeexistenz rechtfertigt.
In den Aggregatzuständen des Wassers haben wir ein Bild für die Metamorphosen seelischen Lebens und dichterischer Sprache.
Die Adern und Nervenbahnen des Blattes sind Chiffren des Pan.
Es gibt einen internen Zusammenhang zwischen der logischen Tiefe des Gedankens und der grammatischen Oberfläche seines Ausdrucks.
Die in Marmor gemeißelten Namen der Cäsaren und all die verwehten Seufzer der Namenlosen.
Die Vernunft versteht den Unterschied des Sinnvollen und des Unsinnigen, der Wahnsinn versteht nicht einmal sich selber.
Die des Abends ängstlich ihre Tore hinter sich verschließen, kommen aus dem grellen Scheinwerferlicht der Bekenntnisbühne, wo sie von der Ruchlosigkeit des Eigentums predigten.
Wie die scharfen Grenzziehungen und Unterscheidungen von logischen und ontologischen Kategorien vor begrifflicher Verwirrung und überschwänglichem Gerede bewahren, so die Grenzen der Apartheid und die Mauern der Diskriminierung zwischen Mitgliedern wesensfremder oder verfeindeter Kulturen und Rassen vor Übergriffen, sozialen Unruhen und Bürgerkriegen.
Dem Täter fremder Herkunft wird leichter verziehen als dem eigenen Sproß.
Wer da unwillig, verstört und ungeläutert Abschied nimmt, erleichtert sich den Trennungsschmerz, indem er die Werte, die Schönheit, die Früchte des Herkunftsbereichs ins Zwielicht taucht, die Falten und Schründe im Antlitz der Geliebten grell beleuchtet und den schimmernden Apfel durch den Wurm diskreditiert, den er nun in allen findet.
Geistige Kastraten, die von der fruchtbaren Fülle zwischen den stupiden heteronormativen Identitäten von Mann und Frau faseln.
Der Himmel, von dem die von den Flammen der eigenen Passion Gefolterten phantasieren, hat den Realitätsgehalt einer Fata Morgana in der flimmernden Luft der Wüste.
Der vom Lärm der Welt Geschundene sehnt sich nach der Stille des epikureischen Gartens; den Überempfindlichen quälen dort noch das Summen der Bienen und das Flattern der Tauben.
Der Satz, der wie ein Stein ins Gras herabfällt, der Gedanke, der noch unruhig wie eine Lerche darüberschwebt.
Sprachliche Ausdrücke, die uns in der Situation genügen, weil sie wie „Guten Morgen!“ oder „Adieu!“ tun, was sie sagen.
Das Wasser löscht das Feuer, das Feuer erhitzt das Wasser; doch entschwebt es in Dünsten, bleibt es immer noch Wasser. Wasser des Lebens, Feuer des Geistes.
Daß Philosophen die Welt regieren sollen – Traum eines Philosophen, mit dem der Stab der Gerechtigkeit über der Welt zerbrochen wird.
Die Fixen meistern die Lage, die Langsamen und Schwerfälligen gelangen ans Ziel.
Ihre Schänder schminken und maskieren die Sprache wie ein Flittchen und sagen, sie habe es ja selbst gewollt.
Der Dichter, dessen Versen man exotische Duftnoten attestiert, hat nur ein vulgäres Parfum versprüht.
Wenn man gewisse Gedichte schüttelt, treiben die trübenden Schweb- und Gärstoffe nach oben, die sie aufzulösen nicht mächtig waren.
„Weil es mir einfiel“ ist ein Verdikt über den gedanklichen Gehalt.
Für den Versehrten können ein paar klare Gedanken und Sätze der Krückstock sein, mit dessen Hilfe er vor Anbruch der Nacht doch noch nach Hause gelangt.
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