Walther von der Vogelweide, Ich hôrte diu wazzer diezen
Ich hôrte diu wazzer diezen
und sach die vische fliezen;
ich sach swaz in der welte was,
velt walt loup rôr unde gras.
swaz kriuchet unde fliuget
und bein zer erde biuget,
daz sach ich, unde sage iu daz:
der keinez lebet âne haz.
daz wilt und daz gewürme
die strîtent starke stürme,
sam tuont die vogele under in,
wan daz si habent einen sin:
si dûhten sich ze nihte,
si enschüefen starc gerihte.
si kiesent künege unde reht,
si setzent hêrren unde kneht.
sô wê dir, tiuschiu zunge,
wie stêt dîn ordenunge!
daz nû diu mugge ir künec hât,
und daz dîn êre alsô zergât.
bekêrâ dich, bekêre!
die cirkel sint ze hêre,
die armen künege dringent dich:
Philippe setze den weisen ûf, und heiz si treten hinder sich.
Ich hörte die Wasser schwellen,
und sah die Fische in den Wellen,
ich sah das ganze Weltgeschehen,
Feld, Wald, Laub, Schilf und Grases Wehen.
Was kreucht und was da fliegt
und das Bein zur Erde biegt,
das sah ich und tue euch den Spruch:
Feindschaft ist des Lebens Fluch.
Die wilden Tiere und Schlangen
sind in Kämpfen befangen,
so hackt Vogel auf Vogel ein.
Doch ein Sinn ist allen gemein:
Sie wähnten sich nichtig,
lenkten sie sich nicht richtig.
Sie geben sich Könige, setzen das Recht,
oben der Herr, unten der Knecht.
So weh dir, deutscher Sprache Land,
deine Ordnung, wie hat sie Bestand!
Monarchisch ist die Biene gesinnt,
doch dein großer Ruhm zerrinnt.
Kehre um, kehr um!
Die kleinen Kronen wachsen ungemein,
Vasallen wollen Kaiser sein:
laß sie in die Schranken treten, kröne Philipp mit dem Edelstein.