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Unterm Laub der Dämmerung

16.05.2022

Wir lagen unterm Laub der Dämmerung,
dein Mund das Siegel, das mein Mund geküßt.
Es brach ein wenig auf, in leisem Sprung,
ein Murmeln quoll hervor, süß und trist.

Und küßte ich, das zitterte, dein Lid,
hat ihren feuchten Glanz die Nacht gezeigt,
das scheue Rinnsal, das mein Mund vermied,
hat sich, o Strom, in meiner Brust verzweigt.

Was wir uns sagten, pflückte Abendhauch,
wie Blütenblätter eines Mädchens Hand,
das zählt und seufzt: „Liebt er mich auch?“
Mein lautes Schweigen hat es dir bekannt.

Und als du eiltest, fiel auf mich dein Schal,
ich lag getroffen wie von einem Hieb,
stumm war die Luft, die Wolken hingen fahl,
das Murmeln aber dunkelte und blieb.

 

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