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Überm Abgrund schweben

02.10.2024

Du mußt bedenken, daß das Sprachspiel sozusagen etwas Unvorhersehbares ist. Ich meine: Es ist nicht begründet. Nicht vernünftig (oder unvernünftig).

Es steht da – wie unser Leben.

Ludwig Wittgenstein (Über Gewißheit, Nr. 559)

 

Wie Kinder, die den glatten Kieselstein
auf Wellen schleudern, daß er schimmernd springe,
sehn wir erregt, ob uns das Spiel gelinge,
das Wort erglänzt im dunklen, stummen Sein.

Wie eine Knospe auf dem Wasser schwebt,
die Sonne weckt sie, Nacht wird sie verschließen,
woher sie kommt, wohin die Wasser fließen,
sie weiß es nicht, weiß nicht, wozu sie lebt.

So schweben überm Abgrund wir dahin.
Was zarte Wurzeln aus dem Dunkel saugen,
nährt heller Blüten ephemeren Sinn.

Nur Rauschen bleibt, was wir von ferne hören,
trübt Mondes Milch das zarte Glas der Augen.
Mag es wie einer Muschel Klang betören.

 

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