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Stips – ein Spatzenleben V

22.07.2015

„Sie ist so fein, sie ist so rein,
keine kann ihr gleichen.
Ihr Flaum so weich, ihr Blick so reich,
ich will ihr Würmchen reichen!“,

sinniert der Stips, verloren und verliebt
bis über beide Krallen,
er fragt die Pfütze, fragt den Teich,
ob er ihr tät gefallen.

Er klebt und webt und baut ein Nest
in einer Dornenhecke
für einer Hochzeit Frühlingsfest,
des Brütens heiligen Zwecke.

Gesprenkelt Ei um Ei ist Spatzenziel,
und was sich daraus pickt
zu Spatzenlebens Hochgefühl,
ist alles, was entzückt.

Wenn es im Nest von Leben tschilpt
und Äug- und Schnäblein blinken,
ist ausgeleert der bittre Trunk,
den einsam Stips muss trinken.

„Wo bleibt sie nur, wo weilt sie noch,
mein Spatzling, Stipseline?“,
seufzt Harlekin vor leerem Nest
nach seiner Kolombine.

Der Einsame, er fragt den Wind, das Gras,
sie flüstern: „Sie ist noch fern!“
Er fragt den Wandrer Mond, er haucht:
„Es kommt ein guter Stern!“

Der kleine Spatz, er fragt nichts mehr,
er wartet, bis es dämmert.
Da glüht herauf der Wehmutsstern,
und Stipsens Herzchen hämmert.

Und vor ihm sitzt die Spätzin sein,
sie ist die schönste Vogelbraut.
„Ohne Liebe leben kann nicht spatzig sein!“,
pfeiftʼs von allen Dächern laut.

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