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Spät, zu spät

30.01.2025

Jung tatst du mit, auf daß du nichts versäumtest,
und dein nicht achtend lagst du auf der Lauer.
Was du erjagt: Chimären ohne Dauer.
Es wurde still. Dir ward, als ob du träumtest,
die Silberlocke weht im Abendschauer,
hoch stand der Mond, wo du am Ufer säumtest.

Früh galt dir, Vers um Vers hinabzuschlingen,
als wäre Lesen rohe Kost verdauen,
Verstehen Ungeschmecktes achtlos kauen.
Und spät, zu spät, hörst du, wie Vögel singen,
die ihre Brut zu nähren Nester bauen
und hegen sie mit des Gesanges Schwingen.

Es ist zu spät, wenn sich die Schatten längen,
noch einmal auf den Sonnenfirst zu steigen.
Wenn Wasser seufzen unter Weidenzweigen
und Seufzer tropfen in den Laubengängen,
gebiete deinem heißen Weh zu schweigen.
O birg es in den Schatten, die sich längen.

 

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