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Sie knien hin

18.03.2023

Von Striemen blieb verschont ihr schlaffer Geist,
die Stirnen zart wie muschelmatte Schalen,
ihr Herz erschrak nie unter Mondes Strahlen,
nie hat in ihm der Wüste Sand gegleißt.

Sie trinken Wein und rufen: „Welch ein Sturm!“,
wenn Ahnengeister an die Scheibe hämmern.
Die Seele will bei Serenaden dämmern,
schon schmatzt in ihrem Ohr ein geiler Wurm.

Wie einer an der Jahrmarktbude schießt
für seine Schöne eine Plastikrose,
sitzt ihnen jedes Wort am Gaumen lose,
das dünnen Fühlens Speichel lau umfließt.

Wie eine unbetaute Blüte graut,
verwaist in leergeräumten Zimmern,
ist ihnen lang entrückt das süße Schimmern,
da jugendlich der Liebe Blick geblaut.

Doch manchmal fühlen sie, wie alles schwankt,
wenn Wolken ihre hellen Spiegel trüben,
das Bild, das sie getragen, muß zerstieben,
von Schatten wilden Laubs das Herz umrankt.

Ein Wehen kommt, es seufzen Gras und Halm,
und Flammenflügel heben Lichtgestalten,
die Engel nur für frommen Kitsch gehalten,
sie knien hin und murmeln Davids Psalm.

 

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