Schnee, o sanfter Anmut Taumel
Als angehaucht du die vereiste Scheibe
und deine Nase daran plattgedrückt,
wie hat dich, Knabe, Schneelicht sanft entrückt.
Du hofftest, daß die Flockenhülle bleibe,
die wie ein Tuch den Tisch der Erde schmückt,
als angehaucht du die vereiste Scheibe.
Du hast die Verse leise nachgestammelt.
War’s Sapphos Mond, war’s Trakls dunkler Quell?
Ein Schlaks, die Wimpern schattend, Stimme hell,
hast Muscheln du, Fossilien gesammelt.
Wie blichen aus im Staub der Schulangst schnell
die Verse, die du vor dich hin gestammelt.
Beinah erstickt wie Veilchen unter Nesseln,
hat kaum ihr süßer Hauch dich mehr erreicht,
als Philologenqualm sie ausgebleicht.
Der Rhythmus stockte in gelehrten Fesseln.
Was von Magisterlippen troff, war seicht,
wie trüber Schaum von Lippen feister Nesseln.
Nun schneien sie erneut, die süßen Flocken,
sie singen in die Herznacht ohne Laut,
gleich Boten einer fernen Himmelsbraut,
in sanfter Anmut Taumel dich zu locken.
Daß dir nicht vor dem dunklen Tode graut,
schneit Herthas Wolke helle, süße Flocken.
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