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Satans Mühle

06.12.2022

„Mach endlich Schluß mit diesen Abgesängen!
Des Efeus Schlurfen auf den Friesen klingt
wie Rasseln in verschleimten Atemgängen.

Und jenen Quell, der dürrem Vers entspringt,
laß nur verschütten von Betonidioten,
kein Melancholiker ward je beschwingt,

dem du das trübe Wässerchen entboten.
Schließ den Reliquienladen mit Gebeinen,
in Blech-Hyperbeln eingefaßt, maroden,

Kein frisches Weib wird Talmischmuck nachweinen,
den du aus fahlem Pergament geschnitten,
ihr Auge glänzt ins Blau von Saphirsteinen.

Verhülle nicht, die leuchten, Sonnenquitten,
mit dunkler Verse Laubesüberhängen,
die nur verbergen, was du nicht erlitten.“ –

„Wer bist du denn, mich unwirsch zu bedrängen,
und mir den goldnen Becher zu verwehren,
wenn sich des müden Daseins Schatten längen?

Soll ich die fade Lust von Geistern mehren,
die faulend sich um Fäulnisgötzen ranken,
heiß wetzen, die um Lilien klappern, Scheren,

versagen mir, auf schwarzem Samt zu schwanken
mit Knospen, die sich stumm dem Mond aufschließen,
soll krank ich lallen mit den Geisteskranken?

Soll ich, die mir am Versfuß schüchtern sprießen,
die Veilchen für die Höhnenden zerdrücken,
die Säure auf der Anmut Lächeln gießen?

Wer bist du denn, den Vers mir zu zerpflücken?“ –
„Ich bin dein Gegen-Ich und schlafe neben
dir, um das Traumgesicht dir zu zerstücken.

Ich bin die schwarze Laus in deinen Reben,
die schmatzend frißt und frißt, bis ich es fühle,
kein Traubengold wird deinen Most beleben.

Zart eingefädelt tropft die Hirnkanüle,
und Bilder bröckeln, Wort zersetzt ein Keim,
Ich bin, dein Mark zu mahlen, Satans Mühle,

die bacchisch kreischt, zertrümmert sie den Reim.

 

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