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Rheinische Ode

29.04.2020

Am Efeukranz der Nacht
zittern demutstill
lichten Taues Tropfen.

Vorwelt-Dunst der Grotte,
wo aus heißem Schlaf
Gespensterflügel schrecken.

Feurige Zungen, herabgeblitzt
aus Wolkenschlünden,
den Schweiß zu lecken
von der grauen Stirn
den Rebenhügeln.

Wenn aber Traubengold
gewiegter Ranken stiller glimmt,
erhellt ein sanftes Flackern
in bemooster Kapelle
Muscheldunkel
der Schönheit Lächeln
um des Himmels und der Erde Kind.

Doch zwischen Schicksalsschroffen
immer wälzt sein Schluchzen
weicher Dünung Rieseln zu,
der hoher Weisung
Blüten mit sich reißt,
der Strom.

Was mit Gras und Schilfen
sich dem grünen Beben biegt,
was silbern schauert ihm von Weiden,
in gelben Knospen Flammen rinnt,
ward in heller Herzen Einsamkeit,
wie Wein im Dämmer Glut,
mondgefurchter Fluten Lied.

Und standen wir am Ufer stumm,
der Schotter mager wie Gebein,
verrußt die Tafel mit den Namen
wie dort das Lächeln der Madonna,
das dunkle Schluchzen war noch da,
im Herzgrund hörten wir noch
geisterhaft ein Grillenzirpen.

 

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