Rabindranath Tagore, Poems, Gedichte 34–36
34
The night is upon me.
My desires that wandered all day have come back to my heart like
the murmur of the sea in the still evening air.
One lonely lamp is burning in my house in the dark.
The silence is in my blood.
I shut my eyes and see in my heart the beauty that is beyond all forms.
Die Nacht ist über mir.
Meine Wünsche, die den ganzen Tag wanderten, kommen zu mir zurück wie
das Murmeln des Meers in der stillen Abendluft.
Eine Lampe nur brennt in meinem Haus in der Dunkelheit.
Die Stille ist in meinem Blut.
Ich schließe meine Augen und sehe in meinem Herzen die Schönheit, die alle Formen übersteigt.
35
What is this melody that overflows my life, only I know and my
heart knows.
Why I watch and wait, what I beg and from whom, only I know and
my heart knows.
The morning smiles like a friend at my gate, the evening droops
down like a flower by the edge of the woods.
The flute music floats in the air in the dawn and in the dusk. It
beguiles my thoughts away from my toils.
What is this tune and who plays it ever, only I know and my heart knows.
Welch eine Melodie dies ist, die mein Leben überflutet, weiß nur ich allein und
weiß allein mein Herz.
Weshalb ich Ausschau halte und warte, worum ich bitte und vom wem, weiß nur ich allein und
weiß allein mein Herz.
Der Morgen lächelt mir an meiner Tür wie ein Freund, der Abend welkt hin
wie eine Blume im Winkel des Walds.
Das Lied der Flöte flutet in der Luft in der Morgenfrühe und der Abenddämmerung. Es
lockt meine Gedanken von meinen Mühen.
Was dies für eine Weise ist und wer immer sie spielt, weiß nur ich allein und
weiß allein mein Herz.
36
Thou didst well to turn me back when I came begging.
In thy parting glance I saw a smile; and since then
I have learnt my lesson. I break my old alms bowl,
I wait for my chance to give what is mine.
From the morning crowds have gathered at thy gateway.
Let their need be all fulfilled. When at the fall of night they disperse, and cries are hushed; when
stars seem listening to some epic of the age before their birth-time, of the fight of new-born light with ancient darkness,
to thy feet I come with homage of my longing:
‘Take my lute in thine own hand and play it, Master.’
Du hast recht daran getan, mich wegzuschicken, als ich bettelnd ankam.
In deinem Abschiedsblick sah ich ein Lächeln; und seitdem
habe ich meine Lektion gelernt. Ich zerbreche meine alte Bettlerschale,
ich warte auf die Gelegenheit, das Meinige zu geben.
Von früh auf haben sich die Scharen am Eingang versammelt.
Erfülle ihre Wünsche ganz. Wenn sie sich bei Einbruch der Nacht zerstreuen und die Rufe verstummt sind; wenn die Sterne einem Epos zu lauschen scheinen, weit älter als ihre Geburt, vom Kampf des neugeborenen Lichts mit der alten Dunkelheit,
komme ich zu deinen Füßen mit der Huldigung meiner Sehnsucht:
„Nimm meine Laute in deine Hand und spiele du sie, Meister.“
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