Rabindranath Tagore, Poems, Gedichte 1–3
1
Come friend, flinch not, step down upon the hard earth.
Do not gather dreams in the dusk.
Storms are brewing in the sky, lightning flashes are striking at our sleep.
Come down to the common life.
The web of illusion is torn, take shelter within walls of rough stones.
Auf, mein Freund, schreck nicht zurück, setz auf die harte Erde deinen Fuß.
Pflück keine Träume aus der Dämmerung.
Am Himmel gären Stürme, Blitze zucken uns um den Schlaf.
Steige zum einfachen Leben herab.
Das Netz der Täuschung ist zerrissen, birg dich hinter Mauern rohen Steins.
2
The news of my love is abroad among the spring flowers.
It brings to my mind the old songs.
My heart of a sudden has put on green leaves of desire.
My love came not but her touch is on my hair, and her voice comes across
the fragrant fields in murmurs of April.
Her gaze is here in the sky, but where are her eyes?
Her kisses are in the air, but where are her lips?
Nachricht von meiner Liebe kommt aus der Fremde unter Frühlingsblumen.
Sie rührt in mir die Saiten alter Weisen.
Mein Herz hat unvermutet grüne Blätter des Verlangens ausgetrieben.
Liebe wird mir wach, wenn sie nur über meine Haare streicht und ihre Stimme über
duftende Felder ein Flüstern breitet von April.
Ihr Blick steht da am Himmel, doch ihre Augen, wo sind sie?
Ihre Küsse sind in der Luft, doch ihre Lippen, wo sind sie?
3
All fruitless is the cry,
All vain this burning fire of desire.
The sun goes down to his rest.
There is gloom in the forest and glamour in the sky.
With downcast look and lingering steps
The evening star conies in the wake of departing day
And the breath of the twilight is deep with the fulness of a farewell feeling.
I clasp both thine hands in mine,
and keep thine eyes prisoner with my hungry eyes;
Seeing and crying. Where art thou,
Where, O, where!
Where is the immortal flame hidden in the depth of thee!
As in the solitary star of the dark evening sky
The light of heaven, with its immense mystery, is quivering,
In thine eyes, in the depth of their darkness
There shines a soul-beam tremulous with a wide mystery.
Speechless I gaze upon it.
And I plunge with all my heart
Into the deep of a fathomless longing:
I lose myself.
Ganz sinnlos ist der Schrei,
ganz vergebens lodert die Flamme der Begierde.
Die Sonne sinkt hinab zu ihrer Rast.
Im Wald ist Düsternis, am Himmel Glanz.
Gesenkten Blicks und schleppenden Gangs
neigt sich der Abendstern ins Kielwasser des scheidenden Tages
und der Hauch der Dämmerung ist so voller Abschiedsweh.
Ich umklammere deine Hände mit den meinen
und mache deine Augen zu Gefangenen meiner hungrigen Augen.
Ich schaue und weine. Wo bist du,
wo, ach, wo!
Wo ist die unsterbliche Flamme, die deine Tiefen bargen!
Wie im einsamen Stern des dunklen Abends
das Licht des Himmels in seinem ungeheuren Geheimnis zuckt,
so scheint in deinen Augen, in der Tiefe ihrer Dunkelheit,
ein Seelen-Strahl, erzitternd von Geheimnis tief.
Wortlos schaue ich hinein.
Und tauche mit meinem Herzen ganz
in den Abgrund einer bodenlosen Sehnsucht:
Ich geh mir selbst verloren.
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