Rabindranath Tagore, Poems, Gedichte, 28–30
28
You will lead me from star to star to waken me in new mornings of love.
It is your love that draws out the flow of my being through the
maze of channels of new life over your endless worlds.
You will startle me with new visions of fulfilment at every bend
of the road and fashion my moments with immortal forms of joy.
The infinite life will never remain chained in unchanging
shackles of immortality but will speed through death to
death to countless new shrines of light in its eternal pilgrimage of love.
Du wirst mich von Stern zu Stern geleiten, um mich in neuen Morgenfrühen der Liebe aufzuwecken.
Deine Liebe ist es, die den Fluß meines Daseins in den labyrinthischen
Kanälen eines neuen Lebens durch endlose Welten führt.
Du wirst mich mit neuen Bildern der Erfüllung an jeder Biegung
des Wegs erschrecken und meine Augenblicke in ewige Gestalten der Freude verwandeln.
Das unendliche Leben wird niemals in unbiegsame Ketten der Unsterblichkeit
gefesselt, sondern wird von Tod zu Tod
zu neuen Schreinen des Lichts ohne Zahl eilen, und die Pilgerreise der Liebe wird ewig währen.
29
Dark clouds have blotted all lights from above; and we caged
birds cry and ask you: ‘My friend, is it the death moment
of creation? Has God withdrawn His blessings from the sky?
Times were when the sudden breath of April would waft the distant
fragrance of hope into our hearts, and the morning light
would gild the iron bars of our prison with its golden
spell and would bring the gladness of the open world into our cage.
But, see, it is all dark in the hills yonder, and not a thinnest
rift has been made by the scimitar of light cutting through the massive gloom.
Our chains today sit heavy on our feet, and not a flush of glow
is left in the sky with which to build an illusion of joy.
But let not our fear and sorrow pain you, my friend!
Come not to sit at the door of our cage to cry with us.
Your wings are unfettered.
Far away from us you soar beyond all clouds.
And from there send us the message in song:
‘The light is shining for ever. The lamp of the sun is not out.’
Dunkle Wolken haben alles Licht aus der Höhe befleckt; und wir Vögel
in Käfigen schreien und fragen dich: „Mein Freund, ist der Tod ein Augenblick
der Schöpfung? Hat Gott seine segnenden Hände abgezogen vom Himmel?
Es waren Zeiten, da wehte der jähe Atem des April den fernen
Dufthauch der Hoffnung in unsere Herzen, und das Morgenlicht
beglänzte die Eisengitter unseres Gefängnisses mit goldenem
Zauber und brachte die Freude der freien Welt in unseren Käfig.
Sieh doch, drüben auf den Hügeln ist alles finster, und der Krummsäbel
des Lichts, der die dichte Düsternis durchschneidet, ließ nicht die schmalste Spalte.
Heute drücken uns die Ketten arg am Fuß, und kein Blütenschimmer
verblieb am Himmel, der Freude Trugbild uns zu dichten.
Doch unsere Angst und unser Kummer sollen dich, mein Freund, nicht schmerzen!
Verweile nicht am Tore unsres Käfigs, mit uns zu weinen.
Deine Flügel sind gebunden nicht.
Fern von uns steigst du über alle Wolken auf.
Schick uns von dort im Lied die Kunde:
„Das Licht wird scheinen immerdar. Der Sonne Leuchte ist erloschen nicht.“
30
The battle is over. After strife and struggles the treasure is
gathered and stored.
Come now, woman, with your golden jar of beauty. Wash away all
dust and dirt, fill up all cracks and flaws, make the heap shapely and sound.
Come, beautiful woman, with the golden jar on your head.
The play is over. I have come to the village and have set up my
hearth stone.
Now come, woman, carrying your vessel of sacred water; with
tranquil smile and devout love, make my home pure.
Come, noble woman, with your vessel of sacred water.
The morning is over. The sun is fiercely burning. The wandering
stranger is seeking shelter.
Come, woman, with your full pitcher of sweetness. Open your door
and with a garland of welcome ask him in.
Come, blissful woman, with your full pitcher of sweetness.
The day is over. The time has come to take leave.
Come, O woman, with your vessel full of tears. Let your sad eyes
shed tender glow on the farewell path and the touch of thy
trembling hand make the parting hour full.
Come, sad woman, with your vessel of tears.
The night is dark; the house is desolate and the bed empty, only
the lamp for the last rites is burning.
Come, woman, bring your brimming jar of remembrance. Open the
door of the secret chamber with your unbraided streaming
hair and spotless white robe, replenish the lamp of worship.
Come, suffering woman, bring your brimming jar of remembrance.
Die Schlacht ist vorbei. Nach Krieg und Kämpfen ist der Schatz
gesammelt und verwahrt.
Nun komm heraus mit deinem goldnen Krug von Schönheit. Wasch allen
Staub ab, allen Schmutz, die Risse fülle und die Male, gib dem Angehäuften reine Wohlgestalt.
Nun komme, Frau, den goldenen Krug auf deinem Haupt.
Das Stück ist aus. Ich kehrte heim zu meinem Dorf und habe meinen Herd geschürt.
Nun komme, Frau, mit deinem Krug geweihten Wassers; mit
stillem Lächeln und ergebener Liebe reinige mein Haus.
Komm, edle Frau, mit deinem Krug geweihten Wassers.
Der Morgen ging dahin. Der Sonne Strahl ist scharf. Der wandernde
Fremde sucht einen Unterschlupf.
Komme, Frau, mit deinem Krug voll Süße. Öffne deine Tür
und mit einer Girlande heiße ihn willkommen.
Komme, herrliche Frau, mit deinem Krug voll Süße.
Der Tag ist vorüber. Die Zeit des Abschieds nah.
Komme, o Frau, mit deinem Krug voll Tränen. Laß deine traurigen Augen
zarten Glanz auf den Pfad des Lebewohls vergießen und die Berührung deiner
bebenden Hand mache die Abschiedsstunde voll.
Komme, traurige Frau, mit deinem Krug von Tränen.
Die Nacht ist schwarz; das Haus ist einsam und das Bett ist leer, einzig
die Lampe leuchtet für die letzten Riten.
Komme, Frau, mit deinem Krug, der von Erinnerungen überschäumt. Öffne die
Tür des geheimen Zimmers mit dem Strömen deiner losen Locken
und deinem fleckenlosen weißen Kleid, füll die Lampe der Anbetung auf.
Komme, leidende Frau, bringe deinen Krug, der von Erinnerungen überschäumt.
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