Rabindranath Tagore, The Crescent Moon, Der Sichelmond XVII–XXIX
XXVII Twelve O’clock
Mother, I do want to leave off my lessons now. I have been at my book all the morning.
You say it is only twelve o’clock. Suppose it isn’t any later; can’t you ever think it is afternoon when it is only twelve o’clock?
I am easily imagine now that the sun has reached the edge of that rice-field, and the old fisher-woman is gathering herbs for her supper by the side of the pond.
I can just shut my eyes and think that the shadows are growing darker under the madar tree, and the water in the pond looks shiny black.
If twelve o’clock can come in the night, why can’t the night come when it is twelve o’clock.
XXVII Zwölf Uhr
Mutter, ich möchte meine Schulaufgaben jetzt liegenlassen, ich habe den ganzen Morgen über meinem Buch gesessen.
Du sagst, es sei erst zwölf Uhr. Nimm an, es ist nicht später; kannst du dir nicht vorstellen, es sei Nachmittag, wenn es erst zwölf Uhr ist?
Ich kann mir jetzt ohne weiteres vorstellen, daß die Sonne am Saum des Reisfeldes steht und die alte Fischersfrau Kräuter am Rand des Teichs für das Abendessen rupft.
Ich kann bei geschlossenen Augen sehen, wie die Schatten unter dem Madar-Strauch dunkler werden und das Wasser des Teiches schwärzlich glänzt.
Wenn es zwölf Uhr sein kann mitten in der Nacht, warum sollte es nicht Nacht werden um zwölf Uhr.
XXVIII Authorship
You say that father writes a lot of books, but what he writes I don’t understand.
He was reading to you all the evening, but could you really make out what he meant?
What nice stories, mother, you can tell us! Why can’t father write like that, I wonder?
Did he never hear from his own mother stories of giants and fairies and princesses?
Has he forgotten them all?
Often when he gets late for his bath you have to go and call him an hundred times.
You wait and keep his dishes warm for him, but he goes on writing and forgets.
Father always plays at making books.
If ever I go to play in father’s room, you come and call me, ‘what a naughty child!’
If I make the slightest noise, you say, ‘Don’t you see that father’s at his work?’
What’s the fun of always writing and writing?
When I take up father’s pen or pencil and write upon his book just as he does,-a, b, c, d, e, f, g, h, i,-why do you get cross with me, then, mother?
You never say a word when father writes.
When my father wastes such heaps of paper, mother, you don’t seem to mind at all.
But if I take only one sheet to make a boat with, you say, ‘Child, how troublesome you are!’
What do you think of father’s spoiling sheets and sheets of paper with black marks all over on both sides?
XXVIII Autorschaft
Du sagst, Vater schreibe viele Bücher, doch was er schreibt, verstehe ich nicht.
Er hat dir den ganzen Abend vorgelesen, doch hast du die leiseste Ahnung von dem, was er meint?
Was du uns, Mutter, für schöne Märchen erzählen kannst! Warum, frage ich mich, kann Vater nicht so scheiben?
Hat er nie von seiner Mutter Märchen von Riesen und Feen und Prinzessinnen gehört?
Hat er sie alle vergessen?
Wenn er spät dran ist für sein Bad, mußt du oft zu ihm gehen und ihn hundertmal daran erinnern.
Du wartest auf ihn und hältst ihm sein Essen warm, doch er schreibt und schreibt und vergißt alles um sich herum.
Vater gibt immer vor, Bücher zu verfassen.
Immer wenn ich in Vaters Zimmer spiele, kommst du und schiltst mich: „So ein unartiges Kind!“
Mache ich nur das geringste Geräusch, sagst du: „Siehst du nicht, daß Vater arbeitet?“
Was für ein Vergnügen besteht darin, immer nur zu schreiben und zu schreiben?
Wenn ich Vaters Füller oder Stift nehme und in sein Manuskript, wie er es macht, a, b, c, d, e, f, g, h, i schreibe, weshalb ärgerst du dich dann über mich, Mutter?
Wenn Vater schreibt, sagst du nie ein Wort.
Wenn mein Vater solche Stapel von Papier vergeudet, scheinst du, Mutter, ihm das nicht im geringsten übel zu nehmen.
Nehme ich aber nur ein einziges Blatt, um ein Bötchen daraus zu machen, sagst du: „Kind, du machst nichts als Ärger!“
Was hältst du davon, daß Vater Bogen um Bogen an Papier auf beiden Seiten mit schwarzen Flecken ruiniert?
XXIX The Wicked Postman
Why do you sit there on the floor so quiet and silent, tell me, mother dear?
The rain is coming in through the open window, making you all wet, and you don’t mind it.
Do you hear the gong striking four? It is time for my brother to come home from school.
What has happened to you that you look so strange?
Haven’t you got a letter from father today?
I saw the postman bringing letters in his bag for almost everybody in the town.
Only, father’s letters he keeps to read himself. I am sure the postman is a wicked man.
But don’t be unhappy about that, mother dear.
To-morrow is market day in the next village. You ask your maid to buy some pens and papers.
I myself will write all father’s letters; you will not find a single mistake.
I shall write from A right up to K.
But, mother, why do you smile?
You don’t believe that I can write as nicely as father does!
But I shall rule my paper carefully, and write all the letters beautifully big.
When I finish my writing, do you think I shall be so foolish as father and drop it into the horrid postman’s bag?
I shall bring it to you myself without waiting, and letter by letter help you to read my writing.
I know the postman does not like to give you the really nice letters.
XXIX Der böse Postbote
Weshalb sitzt du, liebe Mutter, so ruhig und still auf dem Fußboden?
Der Regen dringt durch das offene Fenster und du wirst naß, doch es stört dich nicht.
Hörst du es vier Uhr schlagen? Bald kommt mein Bruder von der Schule nach Hause.
Was ist geschehen, daß du so befremdlich dreinblickst?
Hast du heute keinen Brief von Vater bekommen?
Ich sah den Postboten mit seinem Sack fast jedem im Ort einen Brief bringen.
Allein, Vaters Brief nahm er heraus, um ihn selbst zu lesen. Ich bin sicher, der Postbote ist ein böser Mensch.
Morgen ist Markttag im Nachbardorf. Weise dein Dienstmädchen an, ein paar Stifte und Papier zu kaufen.
Ich selbst werde alle Briefe für Vater schreiben; du wirst keinen einzigen Fehler finden.
Ich werde vom Buchstaben A bis zum K schreiben.
Aber weshalb lächelst du denn, Mutter?
Du glaubst nicht, daß ich so schön schreiben kann wie Vater!
Doch ich werde mein Papier sorgfältig linieren und alle Briefe in großer Schönschrift schreiben.
Meinst du, ich sei so töricht wie Vater und werfe die Briefe in den gräßlichen Sack des Postboten, wenn ich mit Schreiben fertig bin?
Ich selbst werde sie dir ohne Verzug überbringen und dir dabei helfen, Brief für Brief zu entziffern.
Ich weiß, der Postbote mag dir die wirklich schönen Briefe nicht geben.
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