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Rabindranath Tagore, The Crescent Moon, Der Sichelmond I–II

12.10.2018

I The Home

I paced alone on the road across the field while the sunset was hiding its last gold like a miser.

The daylight sank deeper and deeper into the darkness, and the widowed land, whose harvest had been reaped, lay silent.

Suddenly a boy’s shrill voice rose into the sky. He traversed the dark unseen, leaving the track of his song across the hush of the evening.

His village home lay there at the end of the waste land, beyond the sugar-cane field, hidden among the shadows of the banana and the slender areca palm, the cocoa-nut and the dark green jack-fruit trees.

I stopped for a moment in my lonely way under the starlight, and saw spread before me the darkened earth surrounding with her arms countless homes furnished with cradles and beds, mothers’ hearts and evening lamps, and young lives glad with a gladness that knows nothing of its value for the world.

 

I Die Heimat

Ich schlenderte den Weg entlang über das Feld, als die untergehende Sonne wie ein Geizkragen ihr letztes Gold versteckte.

Das Tageslicht sank tiefer und tiefer ins Dunkel hinab, und das verwaiste Land, von dem das Korn abgemäht war, streckte sich schweigend aus.

Plötzlich erhob sich die durchdringende Stimme eines Jungen himmelwärts. Er durchquerte das unsichtbare Dunkel und furchte die Spur seines Lieds durch die Abendstille.

Sein Heimatdorf lag dort am Ende des wüsten Lands, jenseits des Zuckerrohrfelds, gehüllt in die Schatten der Bananen- und schlanken Betelnußpalmen, der Kokusnuß- und dunkelgrünen Brotfruchtbäume.

Ich blieb einen Augenblick unter dem Sternenlicht stehen und sah vor mir, wie die dunkle Erde ihre Arme um zahllose Häuser schlang, mit Wiegen und Betten gefüllt, mit mütterlichen Herzen und Nachtlichtern, und jungem Leben, froh von einer Freude, die um ihren Wert für die Welt nichts wußte.

 

II On the Seashore

On the seashore of endless worlds children meet.

The infinite sky is motionless overhead and the restless water is boisterous. On the seashore of endless worlds the children meet with shouts and dances.

They build their houses with sand, and they play with empty shells. With withered leaves they weave their boats and smilingly float them on the vast deep. Children have their play on the seashore of worlds.

They know not how to swim, they know not how to cast nets. Pearl-fishers dive for pearls, merchants sail in their ships, while children gather pebbles and scatter them again. They seek not for hidden treasures, they know not how to cast nets.

The sea surges up with laughter, and pale gleams the smile of the sea-beach. Death-dealing waves sing meaningless ballads to the children, even like a mother while rocking her baby’s cradle. The sea plays with children, and pale gleams the smile of the sea-beach.

On the seashore of endless worlds children meet. Tempest roams in the pathless sky, ships are wrecked in the trackless water, death is abroad and children play. On the seashore of endless worlds is the great meeting of children.

 

II An der Meeresküste

An der Meeresküste unzähliger Welten treffen sich die Kinder.

Der grenzenlose Himmel droben rührt sich nicht, und das ruhelose Wasser braust. An der Meeresküster unzähliger Welten treffen sich die Kinder unter Rufen und Tänzen.

Sie bauen sich ihre Hütten aus Sand und spielen mit leeren Muscheln. Aus welken Blättern formen sie Bötchen und lassen sie lächelnd auf der ungeheuren Tiefe dahintreiben. Kinder gehen ihrem Spiel nach an der Küste der Welten.

Schwimmen können sie nicht und sie verstehen sich nicht darauf, Netze auszuwerfen. Perlenfischer tauchen nach Perlen, Kaufleute segeln in ihren Schiffen, aber die Kinder sammeln Kieselsteine und streuen sie wieder aus. Sie suchen nicht nach geheimen Schätzen, sie verstehen sich nicht darauf, Netze auszuwerfen.

Das Meer wallt auf mit Gelächter, und fahl leuchtet das Lächeln des Meeresstrands. Todbringende Wellen singen den Kindern unverständliche Balladen, der Mutter gleich, wenn sie die Wiege ihres Kleinen schaukelt. Das Meer spielt mit den Kindern, und fahl leuchtet das Lächeln des Meeresstrands.

An der Meeresküste unzähliger Welten treffen sich die Kinder. Sturm wandert durch den weglosen Himmel, Schiffe werden im spurlosen Wasser zu Wracks, der Tod weilt in Übersee und die Kinder spielen. Die Meeresküste unzähliger Welten ist der große Treffpunkt der Kinder.

 

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