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Rabinadranath Tagore, Stray Birds 1–20

27.09.2018

1

Stray birds of summer come to my window to sing and fly away.
And yellow leaves of autumn, which have no songs,
flutter and fall there with a sigh.

2

O troupe of little vagrants of the world, leave your footprints in my words.

3

The world puts off its mask of vastness to its lover.
It becomes small as one song, as one kiss of the eternal.

4

It is the tears of the earth that keep her smiles in bloom.

5

The mighty desert is burning for the love of a blade of grass who shakes her head and laughs and flies away.

6

If you shed tears when you miss the sun, you also miss the stars.

7

The sands in your way beg for your song and your movement,
dancing water. Will you carry the burden of their lameness?

8

Her wistful face haunts my dreams like the rain at night.

9

Once we dreamt that we were strangers.
We wake up to find that we were dear to each other.

10

Sorrow is hushed into peace in my heart like the evening among the silent trees.

11

Some unseen fingers, like idle breeze, are playing upon my heart the music of the ripples.

12

“What language is thine, O sea?”
“The language of eternal question.”
“What language is thy answer, O sky?
“The language of eternal silence.”

13

Listen, my heart, to the whispers of the world with which it makes love to you.

14

The mystery of creation is like the darkness of night–it is great. Delusions of knowledge are like the fog of the morning.

15

Do not seat your love upon a precipice because it is high.

16

I sit at my window this morning where the world like a passer-by stops for a moment, nods to me and goes.

17

These little thoughts are the rustle of leaves; they have their whisper of joy in my mind.

18

What you are you do not see, what you see is your shadow.

19

My wishes are fools, they shout across thy songs, my Master. Let me but listen.

20

I cannot choose the best.
The best chooses me.

 

Verirrte Vögel

1

Verirrte Vögel des Sommers, kommt an mein Fenster, singt und fliegt wieder davon.
Gelbe Blätter des Herbstes, ihr gesanglosen,
flattert und fallt mit einem Seufzer herab.

2

O fahrendes Völkchen der Welt, hinterlaß deinen Fußabdruck auf meinen Worten.

3

Die Welt nimmt ihre Maske ungeheurer Weite vor dem ab, der sie liebt.
Sie wird klein wie ein einziges Lied, ein Kuß des Ewigen.

4

Es sind die Tränen der Erde, die ihr Lächeln zum Blühen bringen.

5

Die gewaltige Wüste verzehrt sich nach der Liebe eines Grashalms, der seinen Kopf schüttelt und lacht und davonfliegt.

6

Wenn du Tränen vergießt, da du die Sonne vermißt, vermißt du auch die Sterne.

7

Die Sandkörner auf deinen Wegen betteln um dein Lied und deinen Gang,
tanzendes Wasser. Willst du die Bürde ihrer Lahmheit tragen?

8

Ihr sehnsüchtiger Blick verfolgt mich im Traum wie der Regen zur Nacht.

9

Einst träumte uns, wir wären Fremde.
Erwacht erkannten wir, wie lieb wir uns waren.

10

Kummer geht zur Ruhe in meinem Herzen wie der Abend unter stillen Bäumen.

11

Unsichtbare Finger spielen wie müßige Lüfte auf meinem Herzen die Musik der Wellen.

12

„Welche Sprache sprichst du, o Meer?“
„Die Sprache ewigen Fragens.“
„Welche Sprache sprichst du, o Himmel?“
„Die Sprache ewigen Schweigens.“

13

Höre, mein Herz, auf das Flüstern der Welt, womit sie sich dir in Liebe hingibt.

14

Das Geheimnis der Schöpfung ist wie das Dunkel der Nacht – es ist tief. Der Wahn des Wissens ist wie der Nebel des Morgens.

15

Bette deine Liebe nicht auf eine Klippe, nur weil sie emporragt.

16

Ich sitze an diesem Morgen am Fenster: Die Welt hält wie ein Wanderer für einen Augenblick inne, nickt mir zu und geht weiter.

17

Diese kleinen Gedanken sind das Rauschen von Blättern; sie genießen ihr Flüstern der Freude in meinem Geist.

18

Was du bist, siehst du nicht, was du siehst, ist dein Schatten.

19

Meine Wünsche sind Narren, die schreiend deine Lieder durchkreuzen, mein Meister. Laß mich nur lauschen.

20

Ich kann das Beste nicht wählen.
Das Beste wählt mich.

 

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