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Preislieder auf das gewöhnliche Leben III

17.04.2014

Gepriesen sei das konvexe Doppelglas,
das von verschwommenen Bildern dich erlöst,
das dir die wahre Weltanschauung gönnt,
statt der Scheuklappen der falschen,
die dir der Sturm der Zeit herunterriss.

Gepriesen sei die Brille –
auch wenn sie dir das Kichern
dummblonder Gören eingebrockt hat,
du hast doch endlich klar erblickt,
wie die Leuchtspur des ewigen Schnees,
was auf der grünen Tafel stand:
Exegi monumentum aere perennius.

Gepriesen sei die Brille,
auch wenn sie deine Augen ferner rückt,
sie bringt dich einem Leben nah,
das, von Licht erheitert,
du nicht bang und blöd,
kurzsichtig nicht beglotzen sollst.

Ich weiß, du hast, bebrillter Sehnsuchtsaffe,
all die Rätselaugen nah und klar geschaut,
die dir sagten: „Nein, es tut uns leid,
wir wissen in diesem menschenwüsten Wimmeln,
wir wissen jenseits dieses Jahrmarkts
greller Buden, blinder Fenster, wirrer Reden
von keinem Bahnhof, keinem Zug,
der dich nach Hause führe.“

Gleichwohl, die Brille sei gepriesen,
mit der im Heimatlosen du den Durchblick hast.

Schau, die Brille ist ein Wahrheitszeuge,
Zeuge wahrer Nähe, echter Liebe:
Nur unterm Schattenbogen liebster Augenbrauen
magst du dich räkeln wohlig-blind.

Gepriesen sei der Liebeszeuge,
der ungenutzt am schönsten nutzt.

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