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Poetologisches Sonett

02.01.2025

Hast unbedacht du faule Frucht gegriffen,
warf süßlich sie ins Schattenlaub doch Licht,
nach trübem Glanz von Versen, ungeschliffen,
üb deinen Geist in redlichem Verzicht.

Wenn dunkel raunend Worte dich verlocken,
bleib nüchtern, Dichter, schau tief in den Grund,
ob im Morast nicht ihre Quellen stocken,
verschon, die längst von Phrasenstacheln wund.

Stinkt jedes Wort schon faul, beleckt von Zungen,
die unterm Schaum der Lüge sind geeitert,
ist jeder Quell vom Fäulnisgeist durchdrungen,

träum dich zur goldnen Frucht in Sapphos Gärten,
auf daß ihr Schimmer deinen Vers erheitert,
und bring sie, die verschmachten, den Gefährten.

 

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