Phantastische Paare VI
Heute: Manfred und die Trollin
Die Trollin hob mit blauen Krallen
träumerisch der Weiden Schleier auf –
so fegt ein Wind die Spleißen von der Tenne.
Ihr Blicken war Befehl, am Saum sich zu verhalten –
und Manfred tatʼs.
Er stemmt den Jutesack mit der erlegten Bache
hart auf den Kies …
Ihr Lispeln war schon Melodie, die bannte –
und Manfred starrte stumpf.
Sein Brautstand fiel vor ihm entzwei
wie praller Hut des Pilzes, der vermorschte.
Sie sprang mit einem Satz, ein pfiffig Äffchen,
ihm auf den Knorrenbalg des Rückens,
und Manfred trug sie heim.
„Du bist mir Bein und Stab,
gibst du mir Weib und Heim,
bin ich dir Lust und Grab,
bin dir des Todes Keim.“
Und Manfred trug sie heim.
Er wärmte ihr das sämige Süppchen auf,
von Kohl und feingestampftem Brei –
sie tätʼs erbrechen.
Und die spitzen Zähne bleckend,
zischte es aus ihr nach menschenfernem Fraß,
nagendem Getier und hellen Katzenaugen.
Er musst ein zuckend Mäuschen ihr vor Augen halten –
die Pupillen wahnverdreht,
schiebt sich die Zunge vor.
Wie blutig war ihr muscheloffner Mund –
er spuckte abgelutschte Knöchlein.
Schlief er schon lang? Träumte ihm?
Als baumelte der Schatten eines feisten Schuppentiers,
umzittert von der Krause weißer Borsten,
am Fleischerhaken über seiner Stirn.
Als zählte das Tröpfeln des Blutes
aus der Wunde des Kadavers
in den Brunnen des Schlafs,
gleich hohen Zimbeln, die verhallen,
der Stunden Frist ihm vor.
Oder warʼs ein Niederringen eignen Schattens?
Er folgte einem Blitzen elfengrüner Augen
hinab durch Röhren klopfenden Gefühls.
Er schlief schon lang. Ihm träumte.
Der Biss ersehnter Krallen packt die Schultern
und schüttelt seine Beute auf und nieder.
Ein kaltes Horn beschabt sein Bein,
scharrt über seine Waden.
Er will um Rückkehr bittend
den eignen Namen rufen –
doch seine Kehle ist ein wegstibitztes Ei.