Pavor nocturnus
Wie die kahle Stelle der Haut,
abgeschabt von einem Riemen zu großer Last –
oder der Ödfleck,
wo Schlick sickert und nichts mehr wachsen mag,
schneelippige Nesseln bloß …
Blauschwarzer Firn der Stille!
An solcher Stelle schreckst du hoch,
ein Nachtgespenst ohne Linnen,
bist halb wach, halb tot.
Und bist nicht du,
bist dir entschlüpft
wie der Dotter der Schale,
und ist kein Gefäß,
das dich auffinge.
Als würde der Klöppel
sich seiner Einsamkeit bewusst,
da er aus dem Schoß seiner Glocke
ins Ungehaltene stürzt.
Als verhauchte mit der Wärme
eines Abschiedskusses,
mit der fremden Wärme auf den Lippen,
die Hoffnung jeder Wiederkehr.
Als schmölze unterm tausendäugigen Liebesblick
einer Spinne, die von der Wand fällt,
und ist schon tot,
dein zartdünnes Eisblumengesicht dahin …