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Orgasmus der Seele

19.04.2013

Richard Wagner, Walküre, I. Akt, „Winterstürme wichen dem Wonnemond“

Verläuft der seelische wie der sexuelle Orgasmus allmählich anschwellend, und bei mutwillig verküsster Trödelei …

auf stiller Wiese hin- und herspringend wie ein Eichhörnchen, das für seine Nuss das unauffindbare Versteck sucht und da und dort sie verscharrt, wieder ausbuddelt und ans andere Ende flieht …

steigt er an, um wild aufschluchzend aufzuspringen, als würde das Selbstgefühl jäh umgestülpt wie ein Handschuh …

um endlich lose auszufransen als lange, sehr dünne, fiedrige Fetzen, von launigen Winden hin- und hergeblasen, auf- und niederwehend …

oder wie das gleichsinnige Trommeln von Regentropfen auf dem Blechdach einer Hütte, in der du langgestreckt liegst und dich in die Abwesenheit hineinhörend verlierst?

Ist es so … so?

Oder öffnet er wie Siegmund sich die Schwester, als würden Sonnenblicke sanft Blütenblätter auffingern …

wird er ausgelöst mit dem süßen Quetschen des ganzen Daseins nach seitwärts, wie wenn du den umfassten Kopf der Geliebten in Zärtlichkeitswut beiseite drückst …

und es öffnet sich dir eine ungeahnte Stelle, ein fremder Mund …

wie ein Arom aus südlicher Nacht fließt etwas ein, das dich beseligt und schmerzt, dich tötet und wieder verlebendigt im gleichen Moment …

und du stößt plötzlich auf eine hohe Schwelle wie ein steuerlos treibendes Schiff harsch quietschend gegen eine Klippe schrammt …

und unabwendbar wirst du von zauberkräftigen Armen hinan-, hinauf-, hinübergehoben …

und du gehst, stehst, liegst nicht mehr, du schwebst über einem unendlichen Abgrund, sicher gehalten wie ein Erhängter vom Strick …

und deine ganze entblößte Haut hört, hört und versteht …

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