Odi profanum volgus
Taunusanlage, Klein-Nizza, Frankfurt am Main
In der Zusammenrottung verlierst dein Gesicht du:
Formloser Brei drückt aus der Öffnung sich,
Kollektiv-Anus eher denn Mund,
geistiger Unrat, in Phrasen gestückelt, presst sich heraus.
Staccato-Parolen rasender Spießgesellen,
Gelöbnis-, Bekenntnisformeln muffig-verlogener Xenophilie,
phobischer Anbetung unförmiger Götzen,
hermaphroditischer Zwitter aus Engel und Greif,
unter Flagellantenschweiß herausgepeitscht,
übelriechend nach furor teutonicus.
Infantile Inbrunst – saugend-allesraubender Schlund:
das Confiteor wurzelloser Talmi-Religion –
ohne die Gnade.
Aus mittlerer Ferne wirkt der heroische Beethoven
auf dem Hügel der Taunusanlage
geradezu anmutig, kranichzart-stelzend,
umseelt von den Genien-Mädchen.
Die Tanzszene Kolbes für Heine,
auch sie kann entzücken –
wie küssbar steigt die mövenschlanke Taille des Jünglings empor,
wie entrückt schwebt das Blumen-Antlitz des Weibs.
Auf den Bänken am Nizza hocken die Dunklen,
die Brosamen-Picker unter germanischen Tischen.
Paradiert eine blonde Keltin ihren prachtvollen Hintern,
schlafwandlerisch rührt sich die Gruppe,
salutiert innerlich steif.
Den Stumpfen reizt nur das Stumpfe,
wie den Geschmacklosen
Frankfurter Würstchen, Döner und Gyros.
Du traust dem Gesicht nicht,
das sein Mienenspiel synchronisiert mit der Bande.
Mit dem Einzigen magst du es halten, für eine Weile.
Für immer bleibe ruhig bei dir,
wie du in dich sanfter dich faltest
vor dem Glitzer-Geschmeide,
das süßes Licht über dem Wasser dir gönnt.
Am Ende versöhnt dich der Liebreiz,
die holde Bronze des Mädchens,
das liebend-schützend die Hand
vor die zitternde Flamme hält.