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Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito 961–980

07.10.2020

Scholien zu einem implizierten Text 961–980

961
Dios es la verdad de todas las ilusiones.

Gott ist die Wahrheit aller Illusionen.

962
La verdadera religión es monástica, ascética, autoritaria, jerárquica.

Die wahre Religion ist monastisch, asketisch, autoritär, hierarchisch.

963
Acabamos comprendiendo al que sabe lo que dice, por complicado que sea lo que diga.
Pero es imposible entender al que meramente se imagina saberlo.

Am Ende verstehen wir denjenigen, der weiß, was er sagt, auch wenn, was er sagt, noch so kompliziert ist.
Doch ist es unmöglich, jemanden zu verstehen, der sich nur einbildet, es zu wissen.

964
La creencia en la solubilidad fundamental de los problemas es característica propia al mundo moderno.
Que todo antagonismo de principios es simple equívoco, que habrá aspirina para toda cefalalgia.

Der Glaube an die grundsätzliche Lösbarkeit der Probleme ist kennzeichnend für die moderne Welt.
Daß jeder Widerspruch von Prinzipien ein schlichtes Mißverständnis ist, daß es für jeden Kopfschmerz ein Aspirin geben wird.

965
Sentirnos capaces de leer textos literarios con imparcialidad de profesor es confesar que la literatura dejó de gustarnos.

Sich in der Lage zu fühlen, literarische Texte mit der Teilnahmslosigkeit eines Professors zu lesen, heißt eingestehen, daß die Literatur uns kein Vergnügen mehr bereitet.

966
Mientras más radicalmente comparta los prejuicios de su tiempo, más fácil le es al historiador creerse dueño de criterios objetivos para juzgar la historia.
La moda es el único absoluto que nadie suele disputar.

Je tiefer er in den Vorurteilen seiner Zeit verwurzelt ist, desto leichter wird es dem Historiker zu glauben, er verfüge über objektive Kriterien, um die Geschichte zu beurteilen.
Die Mode ist das einzige Absolute, das keiner in Frage stellt.

967
El acto de despojar de sus bienes a un individuo se llama robo, cuando otro individuo lo despoja.
Y justicia social, cuando una colectividad entera lo roba.

Jemandem gewaltsam sein Hab und Gut wegnehmen nennt man Raub, wenn es ein Einzelner tut.
Und soziale Gerechtigkeit, wenn ein Kollektiv den Raub begeht.

968
Los biógrafos del escritor suelen eliminar a la persona, para ocuparse de su vida insignificante.

Die Biographen eines Schriftstellers löschen gewöhnlich die Person aus, um sich seines unbedeutenden Lebens anzunehmen.

969
A finales del siglo pasado sólo hubo un “arte sin estilo,” en la segunda mitad de éste sólo hay un estilo sin arte.

Am Ende des vergangenen Jahrhunderts gab es nur eine Kunst ohne Stil, in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts nur einen Stil ohne Kunst.

970
Las extravagancias del arte moderno están enseñándonos a apreciar debidamente las insipideces del arte clásico.

Die Bizarrerien der modernen Kunst lehren uns, die Langeweile der klassischen Kunst auf gebührende Weise zu schätzen.

971
Las burocracias no suceden casualmente a las revoluciones.
Las revoluciones son los partos sangrientos de las burocracias.

Bürokratien folgen nicht zufällig auf Revolutionen.
Revolutionen sind die blutigen Geburten von Bürokratien.

972
Las más nobles cosas de la tierra quizá no existan, sino en las palabras que las evocan.
Pero basta que allí estén, para que sean.

Die edelsten Dinge auf Erden existieren vielleicht nur in den Worten, die sie evozieren.
Es genügt aber, daß sie da sind, damit jene existieren.

973
Las insolencias del adolescente no son más que patadas del asno que se acomoda al establo.
Mientras que la insolencia del adulto que arroja bruscamente de sus hombros los años de paciencia que lo encorvan es un espectáculo admirable.

Die Unverschämtheiten des Heranwachsenden sind nicht mehr als die Ausschläge des Esels, der sich an seinen Stall gewöhnt.
Aber die Unverschämtheit des Erwachsenen, der plötzlich die Jahre der Geduld, die ihn krümmen, von den Schultern schüttelt, ist ein bewundernswertes Schauspiel.

974
Obligaciones o placeres, objetos o personas: basta moverlos del sitio subordinado que a cada cual corresponde, para convertirlos en nada.

Pflichten oder Vergnügungen, Gegenstände oder Personen: Es genügt, sie von dem untergeordneten Platz, der einem jedem gebührt, wegzurücken, und sie werden zu nichts.

975
Todo inconforme sabe, en el fondo del alma, que el sitio que su vanidad rechaza es el sitio mismo que su naturaleza le fijó.

Jeder Nonkonformist weiß im Grunde seiner Seele, daß der Platz, den seine Eitelkeit zurückweist, eben jener Platz ist, den seine Natur für ihn vorgesehen hat.

976
Hay menos ambiciosos en el mundo que individuos que hoy se creen obligados moralmente a serlo.

Es gibt weniger Ehrgeizige auf der Welt als Individuen, die sich heute moralisch verpflichtet glauben, ehrgeizig zu sein.

977
A lo más que puede aspirar el hombre que se conoce es a ser lo menos repugnante posible.

Das Höchste, wonach ein Mensch, der sich kennt, trachten kann, ist möglichst wenig Anstoß zu erregen.

978
Postulado básico de la democracia: la ley es la conciencia del ciudadano.

Grundlegendes Postulat der Demokratie: Das Gesetz ist das Gewissen des Bürgers.

979
La tolerancia consiste en una firme decisión de permitir que insulten todo lo que pretendemos querer y respetar, siempre que no amenacen nuestra comodidades materiales.
El hombre moderno, liberal, demócrata, progresista, siempre que no le pisen los callos, tolera que le empuerquen el alma.

Toleranz besteht in der festen Zusage, daß man alles verhöhnen darf, was wir lieben und achten, vorausgesetzt, daß man unsere materiellen Annehmlichkeiten nicht bedroht.
Der moderne Mensch, liberal, demokratisch, fortschrittsgläubig, er toleriert, daß man unsere Seele besudelt, vorausgesetzt, daß man nicht über unsere Knochen tritt.

980
Decir que la libertad consiste en cosa distinta de hacer lo que queremos es mentira.
Que convenga, por otra parte, limitar la libertad es cosa evidente.
Pero el engaño comienza cuando pretenden identificarla con las limitaciones que le imponen.

Zu sagen, die Freiheit bestehe in etwas anderem, als zu tun, was wir wollen, ist eine Lüge.
Daß es auf der anderen Seite angemessen ist, die Freiheit zu beschränken, ist sonnenklar.
Doch der Schwindel beginnt, wenn man die Freiheit mit den Einschränkungen identifizieren möchte, die man ihr auferlegt.

 

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