Mundgerecht
Kleine deutsche Stilübungen I
Gestern bin ich dir über den Mund gefahren.
Heute verbietest du mir den Mund.
Gestern warst du auf den Mund gefallen.
Als ich dir zu nahe trat, hast du einen Schmollmund gemacht.
Um mir die Hintergründe des Geschehens darzulegen, hast du dir den Mund fusselig geredet.
Sie hat ihm mit seinen eigenen Phrasen und dummen Redensarten den Mund gestopft.
Weil sie indezent auf ihn einredete, hat er den Mund verzogen.
Man musste ihm den Sachverhalt scheibchenweise mundgerecht servieren.
Zum Abschied streckte sie ihm, halb verlegen, halb kokett, einen Kussmund entgegen.
Als es um seine Ambitionen ging, hat er den Mund mal wieder recht voll genommen.
Obwohl er die passende Retourkutsche auf der Zunge hatte, verkniff er den Mund und biss sich auf die Lippen.
Obwohl er längst die Volljährigkeit erlangt hatte, schien er mir bei weitem noch nicht mündig.
Als er sie zu umgarnen suchte, erwies er sich ausnahmsweise einmal nicht als mundfaul.
Er hing ihr sklavisch an den Lippen, als wäre er ihr Mündel.
Die geldwerten Papiere, die ich dir aushändigte, sind mündelsicher.
Er lauschte ganz verblüfft und spitzte den Mund.
Seine Augen schienen wie erloschen, nur sein Mund blühte von morbider Sinnlichkeit.
Weil er den Mund nicht halten und die Zunge nicht im Zaum halten konnte, hat er das Rendezvous vermasselt.
Das Gerücht über sein Fehlbetragen ging alsbald von Mund zu Mund.
Ihre Vorhaltungen mundeten ihm nicht.
Seine Gier war größer als sein Mund.
Sein Mundwinkel zuckte, als sie ihm unversehens über den Weg lief.
Mit verkniffenem Mund schritt er unverrichteter Dinge von dannen.
Ohne noch ein Wort zu sagen, gab das leichte Beben ihres Mundes ihr Geheimnis preis.
Ohne noch ein Wort zu sagen, war das Zucken ihres Mundes beredt genug.
In einem Anflug von Scham hielt er sich die Hand vor den Mund.
Als sei ihm ein ungehöriges Wort entschlüpft, hielt er sich die Hand vor den Mund.
Wie von einem quälenden Rätsel heimgesucht, griff er sich tastend an den Mund.
Um sie zur Verschwiegenheit zu verpflichten, legte er den Zeigefinger vor den Mund.
Verdrossen zog er eine Schnute.
Der Unteroffizier herrschte die Truppe an: „Schnauze!“
Um den Untergebenen zu bestialisieren, schrie der Aufseher: „Schnauze!“, „Fresse“ oder „Gosche halten!“
Als er penetrant auf ihren Schwächen und Animositäten herumritt, hat er sich gehörig den Mund verbrannt.
Vergeblich hat er ihr, um sie für sich einzunehmen, Honig um den Mund geschmiert.
Mit all ihrem zweideutigen und süffisanten Gerede hat sie ihn mundtot gemacht.