Miniaturen des Lebens XVII
Siegel, Gemmen, Amulette,
die Kunde geschnittener Steine,
minoisch-kretisch-mykenisch,
die frühsten Miniaturen unserer Welt,
sie reden vor tausenden Jahren
von dir und mir, von ihnen und allen,
von gestern, heute und immer,
von dort und hier und überall,
in kleinen Bildern des Lebens.
Gekerbt, geritzt, gestichelt,
feinste Linien des Sehens,
Fühlens und Denkens bezeugen
Raster, Muster, Gitter, Spiralen,
Ornamente aus Blüten und Blättern;
Rind und Eber, Eule und Schwan,
Ziege und Löwe, Hirsch und Hund,
Tiere der Mitwelt, Tiere der Jagd,
jedes in der Gestalt seiner Art,
jedes mit dem Hauch und Ausdruck
seines eigenen Wertes im Sein;
und dort geht und steht der Mensch,
erhebt sich siegreich, sinkt ins Knie,
furcht und besamt, tötet und tanzt,
umwoben vom Sinn, umgeistert
von den Auren der Arbeit, der Liebe,
des Kampfs und der singenden Lust,
in der Nacktheit sterblichen Glanzes,
verhüllt unter göttlichem Licht,
eins mit dem Tier Minotaurus,
neben dem Tiere Jäger und Hirte,
vor den Göttern Priester, Sänger und Beter.
All diese Bilder und Siegel sind Anspruch
und Wahrspruch einer Geste,
die wie ein Geist in der Luft steht:
„Ich bin da, wir sind es, seht auf uns,
achtet das Meine, würdigt das Unsre,
im Kreise des Lebens, seht uns an!“
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