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Melpomene

22.07.2023

sed quae Tibur aquae fertile praefluunt
et spissae nemorum comae
fingent Aeolio carmine nobilem.

Horaz, Oden, 4, 3, 10–12

 

In Wassern, die bei Tivoli geflossen,
hat süß sie dir gerauscht, Melpomene,
in Haines Lauben, im Holunderschnee
hast fern der Welt die Stille du genossen.

Uns aber ward die Lippe spröd im Staube,
den aufgewirbelt asphaltgrauer Wind,
in grellen Bildern trieb das Auge blind,
an Überdruß verblutete der Glaube.

Der Jugend Chor hat feierlich gesungen
dein Lied zum Ruhm besonnter Tempelpracht,
gelähmt hat uns, zu stolpern in die Nacht,
der Pfeil, tonlos ins Herz des Worts gedrungen.

Daß uns der Efeu an der Friedhofsmauer
noch rühre geisterhaft der Muse Schauer.

 

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