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Mein Ginster – dein Ginster

03.07.2015

Jugendträume zwischen Koblenz und Maria Laach

Wieder weckst du mich zum Gefühl,
das sich ausatmet über das Tal
und sich müde unter den Flügel schmiegt,
den der Mond über das Seeufer breitet.

Licht floss wie sanfte Verheißung,
wenn wir den Weg von Brohl nahmen
und bis Wassenach uns an den Flammen
betranken. So glomm das Bild

in uns auf, das der Ikone gleich
nach der Wahrheit von Küssen verlangt.
Wir wickelten uns in die Zweige
und sprachen den Lippen der Blüten nach.

Das Leuchten stieg mit mir hinab
in die schwarze Stille des Sees.
Die Blüten sprossen am dünnen Zweig
des Atems und zitterten fern

wie Scheinwerfer auf der Uferstraße.
Wie stieg ich wieder empor zum Brunnen
der Löwen, wie flatterte ich über dem Baldachin
und flog durch das Auge des Weltenherrn?

Riefst du, Bruder, mich nicht zum Ufer zurück,
mir den Staub von der Seele zu waschen?
Wir stießen mit dem Boot durch das Schilf,
wo der Reiher sich aufschwang im Schrei.

Oder wurde deine Stimme Blase unter Blasen,
die vom Schlund aufstößt der hinkende Gott,
wenn er den alten Hass schürt auf die Schönheit
der sich ins Schweigen wölkenden Gesänge?

Ich stehe allein am Ufer des Sees. Der letzte Bus
bringt die Touristen ins Tal. Ginsterblüten
fallen auf den schwarzen Marmor des Wassers
mir aus der segnenden Hand.

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