Mäusemär
Mäusepaps ist spät erwacht –
hat wieder Biers genossen.
Mäusemam kat Kuchen bracht,
mit Zucker übergossen.
Die Kleinen krabbeln in sein Bett
und zupfen seine Härchen:
„Papachen, bitte sei so nett,
erzähl noch mal das Märchen!“
„Es war einmal ein wilder Katz,
der pirscht im finstern Walde.
Er ist so wild, er ist voll Hatz,
sein Auge glüht im Walde.
Sein Auge glüht im Wald so sehr,
es tut die Mäusel bannen.
ʼs Mäusel hat kein Kraft nicht mehr,
magʼs Pfötchen nicht mehr spannen.
Da packt der Katz die Zittermaus
grad hinten in dem Nacken.
Schlepptʼs für die Katzerln heim nach Haus,
die dürfenʼs picken und packen.
Oder der Böse wirftʼs tot ins Grab,
allwo der Götz tät thronen.
Wo manche Maus dem Götzen starb,
möcht keine Maus verschonen.
Dem großen Götz aus Lehm und Bein
wohl einmal wundersam
die weiße Maus Schneepfötilein
mit großem Raub entkam.
Hellichten Tags lief ʼs Schneepfötlein
vor die Nasʼ der Katzen
zum unheiligen Götzenhain,
die Katzen machten Fratzen.
Des Felles Schnee, der Schnee gar rein,
hat sie so narr geblendet,
da hatʼs dem Götz ʼnen Glimmaugstein
frechlings außerwendet.
Und schaut, ihr Lieben, was ich hier hab!“
Ein Vorhang tät sich lösen:
Da funkelt, den der Ahn ihm gab,
der Augenstein des Bösen.