Macht und Ohnmacht der Sprache
Im Jubel des Siegers,
den die Schicksalswoge ins Licht hob,
oder im Gestöhn des von eben diesem Sieg
Niedergetretenen, der in die mondbeschienene
Kloake nach Rache schreit
und hündisch gegen die mamorweiße Apathie
der Götter aufheult –
darin ist lauter Wahrheit.
Und doch ist dieser Jubel, dieses Stöhnen,
wenn dirʼs nicht selber widerfährt –
sondern du hörst es an gelassen
vom Ufer des Lukrez,
oder du hörst davon im Goldschnitt der Legende,
oder liest es bloß in solchen Zeilen –
es ist wie Farbe einer Frucht,
wie immer schimmernd, immer leuchtend –
es schläft das Fruchtfleisch unter ihrer Schale,
Traum ist sein süßer oder bitterer Geschmack.
Oder kannst zum wenigsten aus diesen Versen
den Duft, das Fluidum du wittern,
das zur Erfahrung lockt,
in die Tiefe der Empfindung,
zu weher Lust, zum Schmerz?
So ist die Sprache, alle Sprache,
auch die vom Schnee des Gipfels flimmert,
von Lebensodem schwellend,
und ohnmächtig sinkt sie ein,
wie Sehnsuchtsnebel über eine Landschaft
verhüllter Blüten schleicht,
einsamer Pfade Überwuchertsein,
goldrauchendes Verwunschensein
aufgelassner Gärten
und alter Gräber umgefallener Stein.
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