Lotus und Edelweiß
Dr.-Bockenheimer-Brunnen, Denkmal für Dr. Jakob Herman Bockenheimer, gestaltet von August Bischoff, Oppenheimer Platz, Frankfurt am Main
Die Sonne lugt müd und schräg,
der Wind schreibt Herbst ins rote Laub,
ein Seufzen teilt wie Mond den schwarzen Busch –
wenn du den hohen Nackten dort erblickst
unterm Grünspan seiner fröhlichen Geduld,
so lass von Funken dich besprühen,
die Seele lasse lechzen
nach den erinnerungsklaren Sprüchen
seiner Heilungsstrahlen,
die dem lebensreformierten Bronze-Jüngling
aus den Blumenschalen seiner Hände wehen
von Opfersinn entzückt.
Da kommt ein sehr gemischtes Paar,
bei dem die Strahlen fernster Welten,
aus Nippons Sonnin und Germaniens Mond,
in ein wohl vermummtes Kinderglück sich wirrten.
Die Mandeläugige sieht sogleich die Schneise goldenen Lichts
und lässt sich auf der Bank ins Zentrum fallen,
den blonden Erzeuger in krachlederner Tracht
mutwillig mit dem Hintern zur Seite schubsend,
um von letzten Flämmchen kitzeln zu lassen
ein gewiegtes Glück –
vielleicht verschmelzen so entlegener Rassen
Keime nicht zu harmonischstem Gesicht,
doch ihre hohen Geister wohl
wie von Lotus und Edelweiß
ein Häubchen Schnee
zu schönerem Gedicht.
Du aber, Freund, verweile
auf dem Eisernen Steg
und lass dich von dem Glühen
wässriger Botschaft blenden –
fühle, wie die Wärme später Liebe
dein Gesicht zerschmilzt,
und lächelnd löst es sich,
herbstlich ein Blatt,
wie weher Liebes-,
süßer Abschiedsgruß,
so fliegt es, flattert so
über die Wellen hin,
die Wellen hin des Mains.