Lieben, Gönnen, Lieben
Das Kind hat im Spiel den Kürzeren gezogen –
es hockt verdrossen abseits auf der Kiste.
Wie lieb ich dein Verdrossensein, das vage,
und dein Verlorenheitsverdämmern,
wie wenn die Moselwelle neckisch
ein papiernes Bötchen hat verschluckt.
Sie kam nicht wieder, nur ein Schemen blieb,
der wie die Hirschkuh zwischen Stämmen lugte.
Riss ein frecher Dorn dem Freund
den Hut vom Kopf?
Hat er selber sich vom angegrauten Schopf
ein Bündel Haare ausgerupft?
Er stiert gebeugt in zartem Kummer
auf der Parkbank vor sich hin –
ein Spatz pickt unter seinen Füßen Krümel auf,
er merkt es nicht
und trinkt nur unbewusst den Duft des Flieders.
Wie lieb ich dich für deine heiße Trauer,
die gleich kitschigen Plastikrosenlämpchen
um das verschwommene Foto
der Geliebten blinkt.
Puppenstarr, das Gesicht wie abgeblättert,
mit marmelkalten Augen,
leere Muschel auf verlassnem Strand,
der eben trockenfiel,
wie ausgeblasnes Ei so taub,
neigt sich ihr Kopf auf seine Schulter –
der Atem setzte aus, kam einmal wieder,
setzte wieder aus, kam lange nicht zurück,
und kam und starb und kehrte nicht mehr,
kehrte nicht mehr wieder –
der Sohn ward fromm um seiner Mutter Glauben,
er stammelt alte Strophen
kindlich heiß gelallter Lieder –
und bestreicht mit Rosenöl
die Runzelhaut der Wangen und der Stirn.
Wie gönn ich dir die hohe Trauer,
dein banges Glaubenslodern –
der Seele stilles Totenlicht,
von einer Hand behütet,
die von Grauen, Scheu und Liebe zittert.