Laß liegen mich, o Herr, im Grab
Und gründest du dein Friedensreich,
wo Löwen grasen mit den Lämmern,
um Liebende die Lauben dämmern,
steh ich am Tor, das Antlitz bleich.
Mich blendet goldenen Kelches Schrein,
die Hymnen singend um ihn kreisen,
sie müssen ihres Chors verweisen,
der trunken lallt von herbem Wein.
Schwebt weiß die Taube im Azur,
hör flattern ich noch Habichts Schwingen,
die Schreie der Verdammten dringen
aus Gluten öder Aschenflur.
Weht blau der Holden samten Vlies,
wölbt es Gesalbten sich, die knien,
will ich zu meinen Hirten fliehen,
die Pan nicht ließ ins Paradies.
Glüht auch die Rose in der Nacht,
von der ein hoher Geist gesungen,
das Auge wend ich, schmerzdurchdrungen,
hat man kein Totenlicht entfacht.
In Dämmerung sink ich zurück,
wie zarte Knospe auf die Welle,
ein Veilchen auf der Liebsten Schwelle,
ein Duft sagt, Träumen nur ist Glück.
Tauch endlich ich zum dunklen Grund,
hat stumm die Knospe sich geschlossen,
die schön zu lieben aufgesprossen,
doch keiner flocht mit ihr den Bund.
Hat sich dem Wurm der Geist vermählt,
mag er, betäubt, nicht auferstehen,
wenn Fittiche auch wunders wehen,
genug hat Phöbus’ Flug gequält.
Und stürzt dein Engel auch herab,
zu heben mich aus Finsternissen,
das Herz des Dichters ist zerrissen,
laß liegen mich, o Herr, im Grab.
Comments are closed.