Jugend in Koblenz XVII
Sie krabbeln, wuseln, pieseln,
winzig-kleine, ganz gemeine Stinke-Läuse
im erhabenen Krause-Bart des Herrn –
es juckt ihn nicht die Bohne.
Es streicht hoheitsvoll der Herr
mit der Hand sinnend sich
die Flechten oder Borsten glatt.
Worüber er wohl sinnen mag?
Über des lausigen Begehrens Nichtigkeit,
die All-Eitelkeit der Lause-Jugend
und ihres hohlen Ideals, das heute rosig scheint
wie Mädchenhaut und morgen stinkt wie Aas.
Den Heißsporneifer, mit irrem Geschrei,
hirnverbrannten Theorien, ultrakurzen Röcken
oder blutigen Stirnen Aufmerksamkeit
bei Gott und aller Welt sich zu erwecken.
Bei der Welt – na gut, bis morgen oder übermorgen.
Bei Gott dem Herrn – bei seinem Barte, nein!
Er greift nach seiner Pfeife
aus schneeweißem Muschelkalk
und schmaucht das herbe Kraut,
das haben seine Engel ihm im Garten
gezogen und gerupft.
Was schert ihn seine Welt
und sein missratenes Geschöpf,
der Wanst der Leidenschaft,
der Wurm des Wahns!
Er wandelt schweigsam dort in Eden
und biegt nach seinen Bienenstöcken ab.
Und quarzt die Pfeife heftig, da sie sumsen.
Ach wie trist ist Gottes Dasein,
wem nur soll er danken, dass die Immen ihm gewogen,
sich selber danken geht ja nicht!
Da fasst die weiße Wolle seines Barts
verirrter Funkenflug – das knistert los und brutzelt,
das qualmt und zischt.
Die lausigen Gäste, die sich bei ihm eingenistet,
um des Herrn erhabne Ruhe
zu bepinkeln, zu verkrätzen,
an bösem Rauch und Höllenglut des Qualmers,
der sein eignes Paradies verpestet,
erstickt das Parasitenvolk.
Jetzt schüttelt der alte Herr die fatale Glut
aus dem Pfeifenkopf – wie er dabei Flüche schleudert,
garstig, fies und hundsgemein,
auf die jugendseligen Anmaßungen jener frühen Tage!
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