Jaufre Rudel (12. Jhd.), Quan lo rius de la fontana
Quan lo rius de la Fontana
S’esclarzis, si cum far sol,
E par la flors aiglentina,
E’l rossinholetz el ram
Volf e refranh ez aplana
Son dous chantar e l’afina,
Dreitz es qu’ieu lo mieu refranha.
Amors de terra lonhdana,
Per vos tot lo cors mi dol,
E no’n puesc trobar mezina
Si non al vostre reclam
Ab maltrait d’amor doussana
Dins vergier o part Cortina
Ab dezirada compahna.
Pus tot jorns m’en falh aizina,
No’m meravilh si n’ai fam,
Quar anc genser crestiana
Non fo, ni Dieus non o vol,
Juzia ni sarrazina.
Ben es selh paguatz de mana,
Qui de s’amor ren guazanha.
De dezir mos cors no fina
Vas selha res qu’ieu pus am,
E cre que’l voler m’enguana
Si cobezeza la’m tol;
Que pus es ponhens d’espina
La dolors que per joy sana,
Don ja no vuelh qu’om m’en planha.
Quan pensar m’en fai aizina
adonc la bays e la col,
mas pueys torn en revolina
perqu’em n’espert e n’aflam,
quar so que floris non grana.
Lo joys que mi n’ataina
tot mos cujatz afaitanha.
Senes breu de parguamina
Tramet lo vers en cantan
En plana lengua romana,
A’N Ugo Bru per Filhol.
Bo’m sap quar gent peitavina
De Berri e de Guizana
S’esjau per lieys e’n Bretanha.
Wenn wieder rinnt und rieselt die Quelle
so klar ans Licht, wie stets sie tut,
wenn dann die Heckenrose glüht,
im Laube singt die Nachtigall,
es schwimmt ihr Lied auf Windes Welle,
der süße Sang, den sie versprüht,
er ruft mir zu, ihm nachzuweinen.
Die Liebe winkt aus ferner Zelle,
mir trinkt der Schmerz vom warmen Blut,
kein Heilkraut kann ich finden,
nur ihres Namens Widerhall,
für süßer Liebe wunde Stelle,
im Garten oder in den Spinden,
für meine Sehnsucht nach der Einen.
Nicht einen Tag kann ich verwinden,
wen wundertʼs, daß ich Hungers lall,
ist sanfter doch auf keiner Schwelle
ein Christenkind, und Gott sei Hut,
nicht Jüdin noch Araberin zu finden.
Wie Manna fälltʼs aus Wolkenhelle
dem Mann, dem ihre Augen scheinen.
Vor Liebesdrang die Sinne schwinden,
ihr gilt mein Lieben überall,
weh, daß ein Wahn es mir vergälle
wenn es auf Lüsternheit beruht.
Wie Stachel sticht es ins Empfinden,
die Heilung bringt die Freudenwelle.
Doch Mitleid brauche ich von keinen.
Wenn Seelenbilder mir verkünden,
wie ich sie küsse herzensgut,
gleich wirbeln sie um mich, entzünden,
als stürzte ich durch einen Feuerfall,
sie reifen nicht in Früchtebälle.
Die Freuden, die mich schinden,
sie wollen lebend mich entbeinen.
Ganz ohne Pergamentes Binden
vermach ich diesen Vers dem Lied
aus okzitanisch-reiner Quelle
an Ugo Brun durch Filhols Mut.
Wie schön, wenn in Poitiers sie münden,
erheitern Berry und Guyennesches Gut
und die bretonischen Gemeinen.
Musikalische Interpretation:
https://www.youtube.com/watch?v=L5EY1IgUMso