Jalousien der moralischen Gesinnung
Philosophische Sentenzen und Aphorismen
Selbstverliebte Blender, die umständlich wie in Zeitlupe raffinierte rhetorische Locken auf geistigen Glatzen drehen.
In den Abgrund taumeln, epileptisch betäubt von einer welterlösenden Idee.
Neurotiker wedeln und winseln vor der Hand, die sie züchtigt, und beten das Idol an, das sie mit Füßen tritt, wie der Psychopath das schöne Weib, das ihn demütigt.
Sich selbst anzuklagen und zu geißeln ist in Deutschland eine gesellschaftlich anerkannte Methode der Imagepflege.
Denker des verschmockten Feinsinns: Wortkringler und Begriffsspinnen.
Deutsche Geistesgeschichte: eine Aberratio mentalis, die von Fichte über Hegel bis zu Marx und den Fürsprechern der als farbenfrohe Befreiung gepriesenen bleiern-grauen Uniformierung im Überwachungsstaat als moralischer Anstalt reicht.
Die athenische Kultur erblühte auf dem blutgedüngten Acker der Perserkriege.
Der katastrophalen deutschen Niederlage folgte der kollektive Masochismus der Verramschung der Restbestände des kulturellen Erbes.
Grüne Gesinnung, graues Gehirn.
Das Rinnsal des Gesagten mündet in den Ozean des Ungesagten.
Die großen Worte schillern hübsch wie die Seifenblasen aus Kindermund, bevor sie platzen und dahinschwinden, als wären sie nie gewesen.
Die Pax Romana unter Augustus bot nach dem Sieg über das orientalische Monstrum den Raum der Rekreation, in dem die monumentalen Werke eines Horaz, eines Vergil gediehen.
Schopenhauer, der die Sprache als Schaum und Gischt auf der schwarzen Woge des blinden Willens ihrer semantischen Kraft zu wahren Aussagen benahm, ohne dies selber zu erkennen, war doch einer der wenigen großen Stilisten unter den Philosophen deutscher Zunge.
Je mannigfacher die Gelegenheiten, sich medial zu präsentieren, umso aufdringlicher der Exhibitionismus der Scharlatane und eleganten Schwätzer.
Die Zensur, das zeigen Autoren wie Ovid, Pascal oder Baudelaire, die ihr zum Trotz große Werke verfaßten, kann ein Wetzstein des Verstandes, ein Souffleur zweideutiger Wendungen und ein Jäger sein, dessen Fußfesseln nur der subtile Wortakrobat entgeht.
Die Begabung sitzt heute in der hintersten Reihe, wo sich früher die Schwachköpfe räkelten, und langweilt sich, angeödet von dem seichten Stoff, der den Minderbegabten in den von Einfühlung und „Achtsamkeit“ überquellenden Schalen einer vulgären und stumpfsinnigen Pädagogik dargereicht wird.
Der Status und das Einkommen der Eltern sind oft ein guter Indikator für die Begabung der Kinder; von der Wohlfahrt durchgefütterte Kretins zeugen keine Genies.
Die neuen politischen Rousseauisten sind Feinde der Natur, weil sie Begabungen und Talente ungleich verteilt.
Neue sprachliche Bedeutungen, die sich bewähren, sind nichts willkürlich Gemachtes, sondern tauchen auf wie Boten einer noch kaum bemerkten Sphäre der Wirklichkeit.
Indes, Boten fremder Länder und Sprachen können wir nur verstehen, wenn es uns gelingt, ihre Botschaft in unsere eigene Sprache zu übersetzen.
Ein Bote kam aus dem exotischen Land der physikalischen und chemischen Gesetze und Formeln und tat kund, das altbekannte Phänomen Wasser sei eine Synthese von Wasserstoff und Sauerstoff, die unter wechselnden Temperaturbedingungen ihre molekulare Anordnung variieren. So weit, so gut. Freilich bleibt für all jene, zu denen die Kunde nicht vorgedrungen ist, die gewöhnliche Bezugnahme auf diesen chemischen Komplex erhalten, wenn sie das wahrgenommene Phänomen Wasser nennen. – Doch die seltsame Botschaft jener, die im noch exotischeren Land neurophysiologischer Forschung das menschliche Gehirn untersuchen, die Äußerung „Dieser Stoff ist Wasser“ sei identisch mit elektrochemischen Vorgängen in den Nervenbahnen, wird nicht das Glück einer Übersetzung in unsere altmodische Alltagssprache finden: Denn beim Versuch, sie durch ihr wissenschaftliches Idiom zu ersetzen, wird die semantische Bezugnahme und somit ihre Lebensgrundlage vor die Hunde gehen.
Die Bedeutung einer Aussage wie „Wasser ist H2O“ ist nichts Konstruiertes und Gemachtes, sondern mittels methodischer Forschung entdeckt. Dieser Sachverhalt weist auf die Bedeutungsautonomie all jener Namen und Begriffe, die natürliche Arten identifizieren wie Sonne, Rose, Pferd oder Mann und Frau.
Bedeutungen von Namen und Begriffen für natürliche Arten sind nicht, was wir empfinden, fühlen und intendieren, wenn wir sie äußern.
Wer vor der Floristin auf einen Behälter voller weißer Nelken zeigt und den Wunsch äußert: „Machen Sie mir bitte von den Rosen einen ansehnlichen Strauß“, wird sich hinsichtlich seiner botanischen Kenntnisse blamieren, auch wenn er während seiner Äußerung tatsächlich an Rosen gedacht hat.
Der Mann mit Bart, der von sich behauptet, er fühle sich als Frau oder gar als schwangere Frau, beweist mit seiner Äußerung nicht die Wahrheit seiner Behauptung, sondern die Krankheit seines Gemüts.
Unterschied von grammatischem und natürlichem Geschlecht: Der Ausdruck „DIE Person“ bezieht sich nicht ausschließlich auf Frauen und der Ausdruck „DER Mensch“ nicht ausschließlich auf Männer. – Aber das verstehen sie nicht; das wollen sie nicht verstehen.
Die historischen Kollektivnamen „Ungarn“, „Serben“, „Japaner“, „Armenier“ oder die verächtlich als „Bio-Deutsche“ Titulierten bezeichnen auf ethnischer Zugehörigkeit beruhende kulturelle Gemeinschaften; sie haben demnach den semantischen Rang von natürlichen Arten und repräsentieren nichts Gemachtes, Künstliches, sozial Konstruiertes. Wer dies abstreitet oder mit gesinnungsethischem Denkverbot belegt, will vorgeblich rassistischen Ressentiments Einhalt gebieten, in Wahrheit aber kulturelle und nationale Einheiten dieser Art mittels gesteuerter Überfremdung und als globale Vielfalt gefeierter Demoralisierung zerstören.
Die Jalousien der moralischen Gesinnung sollen die harten Strahlen der Wahrheit verdunkeln.
Im schummerigen Dämmerlicht ist gut munkeln, wo die Lichtscheuen ihre Köpfe zusammenstecken und sich in der Aufzählung der von ihnen erlittenen oder bezeugten Traumatisierungen und Diskriminierungen überbieten.
Wer Wahrheiten im Munde führt, die den Phrasen der moralischen Gesinnung widersprechen, läuft Gefahr, von ihren Wächtern, die um den inneren Frieden und die Anfälligkeit der noch nicht mehrfach Geimpften für das Virus des Zweifels besorgt sind, in einem medialen Schauprozeß geknebelt zu werden.
Was sie nicht mehr kennen, was sie nicht mehr können: sublim empfindend, Sublimem vorzufühlen und ihm nachzudichten, geschweige denn das bedeutsam Schwere spielerisch-leicht zu sagen.
Das Sublime ist den niedrig Gesinnten zuwider, weil es von vornehmer Herkunft und Haltung zeugt.
Demokratische Hunde haben ein fideles Vergnügen, wenn sie an ehrwürdigen Denkmälern das Bein heben.
Plebejer (wie die in der Gruppe 47), die beim hohen Ton des Dichters feixen, scharren, johlen.
Wie sublim das Lilienbanner der Bourbonen verglichen mit der kunstlosen Trikolore der Egalitären.
Nicht wird sich vor der königlichen, der Schwester Orchidee, das Veilchen schämen.
Der Gegensatz zur königlichen Orchidee ist nicht das geringe Veilchen, sondern der widrige Staub, der beide befällt.
Der Gegensatz zum Erhabenen und Sublimen ist nicht das Geringe, Einfache und Schlichte, sondern das Alberne und Vulgäre.
Die unverkürzte Beschreibung deutscher Zustände genügt den Kriterien guter Satire.
Die Wissenschaft am Gängelband der Gender-, Anti-Rassismus-, Anti-Kolonialismus, Klimaschutz- und Gleichheitsideologie, ihr Kotau vor den administrativen und institutionellen Gebern von Drittmitteln an die heroischen Verfechter politisch korrekter Programme und Pseudo-Forschungen, ihr wedelnder Dank an die Auftraggeber in Form von Gefälligkeitsgutachten – das ist aus dem Land von Leibniz, Humboldt, Planck und Heisenberg geworden.
Der Triebtäter, Erotomane, Projektemacher, Blitzkrieger, Welteroberer, der zum Augenblick nicht sagen konnte „Verweile doch, du bist so schön“, Faust, das geheime Vorbild aller Tatmenschen, kriminellen Machtpolitiker und Fortschrittsbesessenen, erblindet am Ende des zweiten Teils der Tragödie; ergriffen von dem Geräusch stechender Spaten und wühlender Schippen wähnt er den Fortgang seiner kolonialen Machenschaften auf gutem Wege – in Wahrheit hört er die Totengräber sein Grab ausheben.
Der Hang zur ruchlosen Machtentfaltung und Entweihung der Erde ist ein Grundzug der Aufklärung, der heute die Endgestalt der westlichen Zivilisation bestimmt. – Man denke nur an den Aspekt der Desakralisierung des rituellen Begräbnisses im Rahmen der Friedhofsverordnung unter Kaiser Josef II., deren wissenschaftlich verbrämter Begründung, sie diene der hygienischen Entsorgung des Leichnams, auch Mozart zum Opfer fiel.
In die scheinbar unsublimierbare Urlust der Vernichtung, die den Sohn des Chaos beherrscht, mischt sich von Anbeginn ein Gefühl der Sinnlosigkeit und Ohnmacht angesichts der schöpferischen Potenzen, wie sie in den natürlichen Ordnungen zutage treten – ein Gefühl, das die Lust zur frenetischen Wut steigert.
Der dichterische Gesang entstammt dem Rauschen des Wassers, dem nächtlichen Glucksen tauenden Schnees, der ozeanischen Brandung und er kehrt am Ende zum Wasser zurück, und sei es in Gestalt der einsamen Blütenknospe, die, dem Monde aufgetan, auf dem dunklen Strom des zur Mündung strebenden Gefühls dahintreibt.
Sprachen dienen nicht nur der Verständigung, sondern ebenso der Verheimlichung, Verklausulierung und Selbstabschließung kultureller Gemeinschaften; so die Gaunersprachen, die Runen der Druiden, die Geheimsprachen der Auguren, Priester und Diplomaten, die hermetischen Sprachen der Dichter. Wer versteht denn, auch wenn er seinen Stowasser oder Larousse jahrelang unter dem Kopfkissen barg, auf Anhieb einen Horaz oder Mallarmé, wer dringt aus der syntagmatischen Ordnung der indogermanischen Sprachen ohne weiteres in die agglutinierende der altaischen Sprachen wie das Ungarische oder Japanische ein, ohne sich in den schwebenden Bezüglichkeiten ihrer Aneinanderreihungen zu verheddern?
Platon warnte im „Phaidros“ vor den Gefahren, die von der Verschriftlichung auf die mnemotechnischen Fähigkeiten des Menschen ausstrahlen; heute haust der digital gesteuerte, überwachte und betäubte letzte Mensch in den ausgebrannten Ruinen seines Gedächtnisses und auf dem unfruchtbaren Karst seiner gebrochenen personalen Identität.
Verstiegenheit, Entgrenzung, Maßlosigkeit in Theorie und Praxis – deutsche Wegmarken.
Den natürlich-leichten Rhythmus und Wechsel finden, Tag und Traum, Willkommen und Abschied, Leiden und Meiden – das Schwierigste für Geister, die am Gespinst der großen Systemspinne kleben; noch während sie von ihr ausgesaugt werden, hört man ihr fast ersticktes Wispern und Winseln vom kommenden großen Glück. Was meint dies anderes als die nietzscheanische Rache jener, die zur Kurzatmigkeit und Trübsal verdammt waren, an den frei Atmenden und leicht Lebenden, der Thersites-Gestalten an den Anmutigen, Schönen, Wohlgeratenen, der Unfruchtbaren an den Schöpferischen?
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