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Hortus conclusus

11.05.2013

Als Entrée-Billet gilt hier nicht die Tasche
von Prada oder das Kleid von Gil Sander
oder der Duft von Dior –
auch keine Visitenkarte einer Schule
des durchgemusterten Lebens.

Als Charisma für diese intime Welt
zählt einzig die Klarheit, die Leuchtkraft
und die Demutsfeuchte des Auges,
des Blickes Innigkeit, die dort am Eingang
der Diener mit dem breitkrempigen Hut
abschätzt und bedachtsam wägt.

Er weiß um den Anspruch des Meisters,
des Gartens Herrn: Er ist hoch, doch erfüllbar
Menschen guten Willens.
Für solche, die ein Gran von Reinheit,
ein Körnchen Weisheit, ein Becherchen
weichen Empfindens als Gabe erbringen.

Auch wer arg sich verfehlt hat
wider Edens Gesetz, sei getrost:
Der Wind weht hier würzig und mild.

Alles ist von stillem, sanften Leben gesättigt –
die Blumen in diesem Garten
sind verzauberte Seelen,
die aus deinen Blicken erraten, was du fühlst,
was du denkst – du tauschest
die Mühsal der im Nebel des Fragens
stochernden Sprache gegen reine Lippen
lustvollen Stammelns, huldvollen Summens.

Auf Sänften der Luft wirst du entführt
zu Fontänen, die den Puls deines Wollens
in mystischen Klängen auf- und niederschäumen.

Zu heimlichen Grotten, umstanden von Engeln,
mit denen du vertraut zu reden beginnst.

Ein Kind nimmt dich bei der Hand
und geleitet dich in den lichten Hain
von Myrten, Zitronen, Zypressen,
wo du, dein Haupt schon gebettet auf Moos,
die kühlen Finger dich suchenden,
dich findenden Mondlichtes küsst.

O, die Einsamkeit deines Bewusstseins
füllt sich hier mit vogelfiedrigen,
leise flatternden Träumen.

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