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Horaz, Oden, Buch IV, 1

14.10.2015

Intermissa, Venus, diu
rursus bella moves? parce, precor precor.
non sum qualis eram bonae
sub regno Cinarae. desine, dulcium

mater saeva Cupidinum,
circa lustra decem flectere mollibus
iam durum imperiis: abi,
quo blandae iuvenum te revocant preces.

tempestivius in domum
Pauli purpureis ales oloribus
comissabere Maximi,
si torrere iecur quaeris idoneum;

namque et nobilis et decens
et pro sollicitis non tacitus reis
et centum puer artium
late signa feret militiae tuae

et, quandoque potentior
largi muneribus riserit aemuli,
Albanos prope te lacus
ponet marmoream sub trabe citrea.

illic plurima naribus
duces tura lyraeque et Berecyntiae
delectabere tibiae
mixtis carminibus non sine fistula;

illic bis pueri die
numen cum teneris virginibus tuum
laudantes pede candido
in morem Salium ter quatient humum.

me nec femina nec puer
iam nec spes animi credula mutui
nec certare iuvat mero
nec vincire novis tempora floribus.

sed cur heu, Ligurine, cur
manat rara meas lacrima per genas?
cur facunda parum decoro
inter verba cadit lingua silentio?

nocturnis ego somniis
iam captum teneo, iam volucrem sequor
te per gramina Martii
campi, te per aquas, dure, volubilis.

 

Längst verwundene Liebesqual
willst aufreißen du neu? Bitte verschon mich. Habʾs
nicht mehr drauf wie vor Zeiten, als
ich Cinara, der Fee, fraß aus der Hand. Laß ab

von mir, grausame Mutter der
Lust, der nunmehr an die fünf Lustren das Knie in
deine Kissen gezwängt hat, schleich
dich, da gibt es genug Jungs, die dir nachpfeifen.

Besser, du schickst deine Schwäne mit
all dem purpurnen Flaum, häng dich an ihren Hals,
Maxims Paule ins Haus, der hat
noch Wut im Gemächt, Mores zu lehren dich.

Schau, ein Beaux und Schnösel wie er
steckt die gackernde Schar seiner Klienten leicht
in die Tasche. Der treibt es mit
dir auf Wiesen und Feld, immerzu steht er ihm.

Der Großkotz zerpflückt leichthin
deines schnieken Galans üppigen Rosenstrauch.
Und stellt prompt dir aus Marmorstein
am Albanersee dort, unter dem Zitrusbaum,

ein Abbild deines Hinterns auf.
Gut, daß so dir entgeht nasen- und ohrenlos
Weihrauchqualm und Gedudel von
Lyra, Phrygergepfiff und wie er singt dazu!

Dort tanzen nackte Buben zwei
Mal am Tage um dein göttliches Teil herum,
Mädchen kichern dazwischen, drei
Mal stampfen johlend sie auf, ganz nach der Salier Art.

Von Wein, Weib und Gesang hab voll
ich die Nase. Und komm mir nicht mit Jüngelchen.
All dies treudoofe Äugeln! Schluß
mit den Blumen im Haar. Bin längst kein Hippie mehr.

Ausgerechnet Ligurinus, du willst,
daß ich weine um dich? Hab keine Tränen mehr.
Meine Zunge soll stolpern, wenn
du vor mir stehst? Hab eh keine Worte mehr.

Nach dir hechten im Fieberwahn? Denk dran,
ich hab Gicht. Dir im Flug folgen durchs Unkraut des
Marsfelds? Mir sind die Flügel gestutzt.
Dir nachschwimmen im Meer? Nichtschwimmer bin ich ja.

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