Horaz, Oden, Buch III, 6
Delicta maiorum inmeritus lues,
Romane, donec templa refeceris
aedisque labentis deorum et
foeda nigro simulacra fumo.
dis te minorem quod geris, imperas:
hinc omne principium, huc refer exitum:
di multa neglecti dederunt
Hesperiae mala luctuosae.
iam bis Monaeses et Pacori manus
inauspicatos contudit impetus
nostros et adiecisse praedam
torquibus exiguis renidet.
paene occupatam seditionibus
delevit urbem Dacus et Aethiops,
hic classe formidatus, ille
missilibus melior sagittis.
fecunda culpae saecula nuptias
primum inquinavere et genus et domos:
hoc fonte derivata clades
in patriam populumque fluxit.
motus doceri gaudet Ionicos
matura virgo et fingitur artibus
iam nunc et incestos amores
de tenero meditatur ungui.
mox iuniores quaerit adulteros
inter mariti vina neque eligit
cui donet inpermissa raptim
gaudia luminibus remotis,
sed iussa coram non sine conscio
surgit marito, seu vocat institor
seu navis Hispanae magister,
dedecorum pretiosus emptor.
non his iuventus orta parentibus
infecit aequor sanguine Punico
Pyrrhumque et ingentem cecidit
Antiochum Hannibalemque dirum,
sed rusticorum mascula militum
proles, Sabellis docta ligonibus
versare glaebas et severae
matris ad arbitrium recisos
portare fustis, sol ubi montium
mutaret umbras et iuga demeret
bubus fatigatis amicum
tempus agens abeunte curru.
damnosa quid non inminuit dies?
aetas parentum, peior avis, tulit
nos nequiores, mox daturos
progeniem vitiosiorem.
Du büßt für die Sünden der Väter, Römer,
unschuldig schuldig, bis du erneust die Tempel,
die morschen Heiligtümer und den
Ruß von den Bildern der Götter abwäschst.
Dir bleibt die Herrschaft, fügst du den Göttern dich, hier
fängt alles an, hier endet dein Weg. Die Götter,
die es verschmäht, suchten mit Not und
Tod das erschütterte Abendland heim.
Schon zweimal schlugen unseren Angriff nieder
Monaeses und der Trupp des Pacorus, weil wir
den Augur nicht befragt, das Raubgold
schnürten sie grinsend auf dünne Ketten.
Beinahe zerstörten Daker und Aethiop die
vom Hader der Parteien gelähmte Stadt, für
die Flotte gefürchtet der eine, der
andere wegen der Pfeile Schnellkraft.
An Sünde fruchtbar hat unsre Zeit zuvörderst
beschmutzt den Bund der Ehe, Geschlecht und Herkunft.
Aus dieser Quelle haben ergossen sich
Fluten des Unheils auf Volk und Heimat.
Kaum reif übt sich das Mädchen in Reigentänzen
Ioniens, spinnt Fäden für Liebeshändel
schon jetzt und sinnt von früh auf über
anderes nicht als das Bett der Unzucht.
Bald lockt sie sich beim Gastmahl des Gatten unter
den jungen Burschen den oder den, um unter
der Kerzen Flackern atemlos die
Freuden verbotener Lust zu kosten.
Sogar im Angesichte des Gatten kirrt man
sie, da ist es der Händler am Tor, da ist es
ein spanischer Schiffsherr, der ihren
schändlichen Dienst in Juwelen aufwiegt.
Aus solcher Wurzel sproßte die Jugend nicht, die
das Meer gefärbt mit punischem Blut, die Macht des
Antiochus schlug, Pyrrhus und dem
grausigen Hannibal machte den Garaus.
Das waren doch soldatischer Bauern Söhne
von Schneid, gewohnt, die Scholle zu wenden mit dem
Sabellerkarst, sie hörten auf der
herrischen Mutter Geheiß und schnitten
die Scheite von Holz, schleppten sie heimwärts, bis im
Gebirg den Schatten sinkende Sonne längte,
das Joch den müden Rindern abnahm,
Abendruh spendend mit Abschiedsblicken.
Und unser Tag? Birgt anderes uns er denn als
Unwert? Der Stamm der Eltern, verfaulter als der
der Ahnen, streute uns, unnützen
Samen, dem Blüten des Lasters entknospen.
Comments are closed.