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Horaz, Oden, Buch III, 29

12.10.2015

Tyrrhena regum progenies, tibi
non ante verso lene merum cado
cum flore, Maecenas, rosarum et
pressa tuis balanus capillis

iamdudum apud me est: eripe te morae
ne semper udum Tibur et Aefulae
declive contempleris arvum et
Telegoni iuga parricidae.

fastidiosam desere copiam et
molem propinquam nubibus arduis,
omitte mirari beatae
fumum et opes strepitumque Romae.

plerumque gratae divitibus vices
mundaeque parvo sub lare pauperum
cenae sine aulaeis et ostro
sollicitam explicuere frontem.

Iam clarus occultum Andromedae pater
ostendit ignem, iam Procyon furit
et stella vesani Leonis,
sole dies referente siccos;

iam pastor umbras cum grege languido
rivumque fessus quaerit et horidi
dumeta Silvani, caretque
ripa vagis taciturna ventis.

tu civitatem quis deceat status
curas et urbi sollicitus times
quid Seres et regnata Cyro
Bactra parent Tanaisque discors.

prudens futuri temporis exitum
caliginosa nocte premit deus
ridetque, si mortalis ultra
fas trepidat. quod adest memento

conponere aequos; cetera fluminis
ritu feruntur, nunc medio alveo
cum pace delabentis Etruscum
in mare, nunc lapides adesos

stirpisque raptas et pecus et domos
volventis una, non sine montium
clamore vicinaeque silvae,
cum fera diluvies quietos

inritat amnis. ille potens sui
laetusque deget cui licet in diem
dixisse ‘vixi.’cras vel atra
nube polum pater occupato

vel sole puro; non tamen inritum
quodcumque retro est efficiet neque
diffinget infectumque reddet
quod fugiens semel hora vexit.

Fortuna saevo laeta negotio et
ludum insolentem ludere pertinax
transmutat incertos honores,
nunc mihi nunc alii benigna.

laudo manentem; si celeres quatit
pennas, resigno quae dedit et mea
virtute me involvo probamque
pauperiem sine dote quaero.

non est meum, si mugiat Africis
malus procellis, ad miseras preces
decurrere et votis pacisci
ne Cypriae Tyriaeque merces

addant avaro divitias mari:
tunc me biremis praesidio scaphae
tutum per Aegaeos tumultus
aura feret geminusque Pollux.

 

Tyrrhenisches Königsblut, deiner harrt
ein leichter Wein versiegelt im Krug und ein
Kranz Rosen, Maecenas, und gut für
deine Frisur frisch gepreßtes Haaröl

schon lange bei mir. Zögere länger nicht,
versenk dich nicht ins Bild feuchten Tiburs, nicht
von Aefulas wogender Saat und
Telegons Berg, des Vatermörders.

Begib des Luxus dich, der dich ekeln macht,
komm aus den Wolken deines Palastes,
wend ab dich vom Wunderscheine Roms, der
Stadt, wo es qualmt, wo es kracht und wimmelt.

Verwöhnte wie du schätzen ein Wechselbad,
und wo der Tisch bei bäurischen Laren glänzt,
auch wenn kein Vorhang purpurn blendet,
glätten sich bald dir der Stirne Falten.

Schon ahnt noch dunklen Stern der Andromeda
ihr heller Vater, wütet der Hundsstern und
das Sternbild des rasenden Löwen,
Trockenzeit bringt uns die Sonne wieder.

Schon zieht der Hirt, die Herde ist matt, erschöpft
zum Bach, in Waldschrats Dickicht, Silvanusʾ Reich,
des wilden, am Gestade tiefe
Stille, kein Windhauch, der sie verscheuchte.

Du sorgst dich um die Lage des Staats und um
die Stadt bist du in Panik, schwant dir doch,
was China, was Bactra, einst Kyrosʾ
Land, heckt jetzt aus, was des Skythen Laune.

Klug hat uns Gott in nächtlichen Schatten verborgen, was
die Zukunft birgt, er lacht, wenn ein Sterblicher
erbebt vor leeren Bildern. Sichte
deine Bestände gelassnen Sinnes.

Der Rest wird wie von Strömen gerissen dahin,
jetzt gleiten majestätisch sie hin in das
Etruskische Meer, wälzen jetzt fort
brüchigen Fels, ausgerupfte Strünke,

Viehherden und im Strudel die Hütten, die
Gebirge tönen wider, es tönen rings
die Wälder das Echo zurück, wenn
Sturmflut die ruhigen Wasser aufrührt.

Es lebt als Mensch sein selbst in Heiterkeit,
wem ist vergönnt zu sagen von Tag zu Tag:
„Ich habe gelebt.“ Ob der Vater
morgen mit schwarzem Gewölk den Himmel

verhüllt, ob reine Sonne erstrahlt. Was ihm
im Rücken liegt, für abgetan gilt es ihm.
Umdichten und nichten ist sein nicht:
Flüchtige Woge, sie warfʾs ans Ufer.

Des Schicksals Spiele sind es: hier harte Fron,
dort freche Lust, ein ewiger Tanz, wie es
aufwärts die Ehrentreppe und abwärts geht.
Bald widerfährt mir die Gunst, bald jenem.

Schön, wenn es währt. Wenn aber es rüttelt die
beschwingten Flügel, geb ich die Gabe preis,
hüll mich in mein Wesen ganz, dann bin
arm ich in Würde und brauch kein Festkleid.

Was schert es mich, wenn Winden aus Afrika
der Mast ächzt. Zu unwürdigen Bitten beug
ich nicht mich, ich spende kein Bildnis,
daß mir nicht Waren aus Zypern oder

von Tyros der See Gier stopfen mit Schätzen.
Dann trägt mich im Schutz eines Zweiruderers
heil durch die ägäischen Wogen
günstiger Hauch und die Dioskuren.

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