Skip to content

Horaz, Oden, Buch III, 24

05.10.2015

Intactis opulentior
thesauris Arabum et divitis Indiae
caementis licet occupes
terrenum omne tuis et mare publicum:

si figit adamantinos
summis verticibus dira Necessitas
clavos, non animum metu,
non mortis laqueis expedies caput.

campestres melius Scythae,
quorum plaustra vagas rite trahunt domos
vivunt et rigidi Getae,
inmetata quibus iugera liberas

fruges et Cererem ferunt
nec cultura placet longior annua
defunctumque laboribus
aequali recreat sorte vicarius.

illic matre carentibus
privignis mulier temperat innocens
nec dotata regit virum
coniunx nec nitido fidit adultero;

dos est magna parentium
virtus et metuens alterius viri
certo foedere castitas,
et peccare nefas aut pretium est mori.

o quisquis volet inpias
caedis et rabiem tollere civicam,
si quaeret pater urbium
subscribi statuis, indomitam audeat

refrenare licentiam,
clarus postgenitis: quatenus, heu nefas
virtutem incolumem odimus,
sublatam ex oculis quaerimus invidi.

quid tristes querimoniae,
si non supplicio culpa reciditur,
quid leges sine moribus
vanae proficiunt, si neque fervidis

pars inclusa caloribus
mundi nec Boreae finitimum latus
durataeque solo nives
mercatorem abigunt, horrida callidi

vincunt aequora navitae,
magnum pauperies opprobrium iubet
quidvis et facere et pati
virtutisque viam deserit arduae?

vel nos in Capitolium,
quo clamor vocat et turba faventium,
vel nos in mare proximum
gemmas et lapides aurum et inutile,

summi materiem mali,
mittamus, scelerum si bene paenitet.
eradenda cupidinis
pravi sunt elementa et tenerae nimis

mentes asperioribus
formandae studiis. nescit equo rudis
haerere ingenuus puer
venarique timet, ludere doctior,

seu Graeco iubeas trocho
seu malis vetita legibus alea,
cum periura patris fides
consortem socium fallat et hospites

indignoque pecuniam
heredi properet. scilicet inprobae
crescunt divitiae, tamen
curtae nescio quid semper abest rei.

 

Du protzt mehr als der Araber,
sein Gold schläft, mehr als der reiche Inder,
mit Bauklötzen magst alles Land
auf Erden zupflastern du, zuschütten jedes Meer.

Und doch, wenn seine eisernen Nägel
Schicksalsgrauen dir ins Giebelfeld treibt, die Angst
vor dem Ende wirst nie du los,
nie die Schlinge, die bald straffer sich fühlt am Hals.

Wie streift glücklicher durch das Feld
der Skythe, der sein Zelt hoch auf dem Karren führt,
und die struppigen Geten, die auf
grenzenlosem Gefild pflücken, was ihnen schmeckt,

Ceres gönnt ihnen ihr Korn. Und wer
satt hat jährlicher Saat Ernte als Ackersmann,
er läßt ruhen den Pflug, den faßt
ein Mann, Loswurf ersieht treulich ihn aus, für ihn.

Dort sind Kinder der fremden Frau
in der Obhut der Stiefmutter, sie nimmt sie an.
Nicht gibt Mitgift der Frau die Macht,
nicht wirft Treue sie hin strahlendem Liebhaber.

Die Mitgift ist der Eltern Gut
fürs Gutsein, und in Scheu wahrt sich vor fremdem Mann
Reinheit rein ihren treuen Bund,
Verfehlung ist Schuld, die nur der Tod entsühnt.

O wer Frevel des Mordens wird
und des Bürgerkriegs Tollwut von uns nehmen, wenn
nach der Inschrift er strebt auf den
Stelen „Vater der Stadt“, wage zu zügeln er

ungezügelte Freiheit.
Ruhm sei ihm bei der Nachwelt, uns die Schande, da
wir, lebt es noch, verachten das
Edle, schwand es dahin, stieren ihm nach vergrämt.

Wie ist öde das Klagelied,
wenn der Schandfleck nicht wird gnadenlos ausgebrannt,
wie sind ohne Gewissen Schall
und Rauch Recht und Gesetz, wenn nicht der Weltteil, der

brennt von Sonnen der Wüste, nicht
die Sturmwind überstreicht, nordische Steppen, noch
das vom Eise verkrustete Land
Krämerseelen verscheuchen, selbst die Schrecken des Meers

meistern pfiffige Seefahrer.
Schämst der Armut du dich, treibt sie zu äußerstem
Tun und Leiden dich an und den
Pfad der Tugend verläßt sie, allzu steil ist er.

Laßt uns zum Kapitol, wo der Lärm
schallt des feiernden Volks, laßt uns zum Strande des
Meeres Gemmen und Geschmeide, den Tand
des nichtsnutzigen Golds, es ist der Urquell der

schlimmsten Übel, hintragen, wenn
wahrhaft Reue uns packt für die Vergehen all.
Zu ersticken die Keime der
entarteten Begier gilt es, verweichlichte

Seelen härter zu machen durch
Disziplin. Auf dem Pferd ruhig zu sitzen, der
feine Knabe versteht es nicht,
Angst faßt ihn vor der Jagd, Spielen ist seine Welt,

ob du heißt ihn den griechischen
Reifen treiben, ob du Würfel ihm vorlegst, trotz
des Verbotes. Betrügt doch auch
selbst der Vater den Geschäftsfreund und die eigenen

Gäste, unwertem Sohne häuft
er sein Erbteil so an. Stinkt auch der Reichtum schon
gen Himmel, dennoch wittert er
Neues immerfort, das ihm in der Nase juckt.

Comments are closed.

Top