Horaz, Oden, Buch I, 24
Quis desiderio sit pudor aut modus
tam cari capitis? Praecipe lugubris
cantus, Melpomene, cui liquidam pater
vocem cum cithara dedit.
Ergo Quintilium perpetuus sopor
urget? Cui Pudor et Iustitiae soror,
incorrupta Fides, nudaque Veritas
quando ullum inveniet parem?
Multis ille bonis flebilis occidit,
nulli flebilior quam tibi, Vergili.
Tu frustra pius, heu, non ita creditum
poscis Quintilium deos.
Quid si Threicio blandius Orpheo
auditam moderere arboribus fidem?
Num vanae redeat sanguis imagini,
quam virga semel horrida,
non lenis precibus fata recludere,
nigro compulerit Mercurius gregi?
durum: sed levius fit patientia
quicquid corrigere est nefas.
Hemmt Sehnsucht eine Scheu, Trauer um dieses Haupt,
das so liebe, ein Maß? Stimme zur Klage nun an
dein Lied, Melpomene, gab ja der Vater dir,
hell zu singen beim Saitenspiel.
Bannt Quintilius nun ewiger Schlaf in Nacht?
Wird je sittlicher Ernst, Treue, die Schwester des
Rechts, Fixstern im Gemüt, wird reiner Wahrheitssinn
je wen finden, der ganz ihm gleicht?
Viele edlen Geblüts weinen um ihn, doch wohl
keiner heißer als du, keiner als mein Vergil.
Umsonst forderst du fromm, weh, ohne Anspruch ihn
von den Göttern zurück an uns.
Ist denn süßer dein Lied, zaubrischer dem Gehör,
als der Waldungen Drang, orphischen Sängers Mund?
Kehrt denn Blut ins Gespenst, Leben zurück in das Bild,
wenn mit schrecklichem Stab der Gott,
unerweichlich dem Flehn, Schicksal zu spielen neu,
Merkur in das Verlies Schatten zu Schatten trieb?
Schwer zu tragen ist das: leichter mit Duldsamkeit,
was zu ändern die Welt versagt.
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