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Horaz, Ars poetica, 156–178

16.11.2019

Aetatis cuiusque notandi sunt tibi mores,
mobilibusque decor naturis dandus et annis.
Reddere qui uoces iam scit puer et pede certo
signat humum, gestit paribus conludere et iram
colligit ac ponit temere et mutatur in horas.               160
inberbus iuuenis tandem custode remoto
gaudet equis canibusque et aprici gramine Campi,
cereus in uitium flecti, monitoribus asper,
utilium tardus prouisor, prodigus aeris,
sublimis cupidusque et amata relinquere pernix.               165
Conuersis studiis aetas animusque uirilis
quaerit opes et amicitias, inseruit honori,
commisisse cauet quod mox mutare laboret.
Multa senem circumueniunt incommoda, uel quod
quaerit et inuentis miser abstinet ac timet uti,               170
uel quod res omnis timide gelideque ministrat,
dilator, spe longus, iners auidusque futuri,
difficilis, querulus, laudator temporis acti
se puero, castigator censorque minorum.
Multa ferunt anni uenientes commoda secum,               175
multa recedentes adimunt. Ne forte seniles
mandentur iuueni partes pueroque uiriles;
semper in adiunctis aeuoque morabitur aptis.

 

Jeglichen Alters Ethos solltest fein du verzeichnen,
schneidere jedem Charakter altersgemäße Kostüme.
Worte plappert der Knabe schon nach, seine Fußspur
zeigt sich im Lehm, er spielt gern mit Freunden, und übermannt ihn
Zorn, ist er gleich wieder brav, ein rollender Spielball der Stunden.                160
Flaumlos noch der Jüngling, den Aufpasser endlich vom Halse,
tollt er mit Pferden und Hunden, im Gras des sonnigen Spielfelds,
Wachs in der Laster Hand, für Moralapostel wie Leder,
sieht nicht, was morgen zählt, und zählt nicht, was heut er verjubelt,
gierend nach Hirngespinsten verstößt er das Herz seines Herzens.                165
Neuen Zielen geneigt strebt das reife Alter nach Geltung,
bildet Freundeskreise, stellt sich in den Dienst eines Amtes,
scheut vor Dingen zurück, die man nicht so leicht wieder loswird.
Manch Beschwernis umlauert den Greis, kaum hat er gefunden,
was ihm im Sinn war, läßt miesepetrig erʼs liegen, er scheut die                170
Nähe oder faßt alles nur bang an, mit fröstelnden Händen,
zaudert, vag hoffend und schlaff, das Morgen sollʼs bringen,
heikel, ein Krittler, voll des Lobs für verflossene Zeiten,
da er noch jung war, geißelt er, brandmarkt die Unart der Jugend.
Vieles Angenehme bringen sie uns, die kommenden Jahre,                175
vieles rauben die scheidenden wieder. Doch was den Alten
ziemt an Rollen, laß Jugend nicht spielen, nicht Knaben wie Männer,
stets wird man bleiben bei dem, was jedem Alter gemäß ist.

 

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