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Hier im Schattenland

11.03.2014

Wie Schatten wandeln Menschen vor sich hin,
still, so still.
Keiner hört, wenn du sie anrufst.
Und wenn sie ihren Schattenmund dir einmal auftun,
hörst duʼs wie Silberfäden
rieseln feinen Sands.

Namen hat in diesem Schattenland nicht einer,
ein jeder ist wie keiner,
und seine Spur vergeht im Sand.

Einsam aber ist hier niemand –
jeder Schatten ist von seinem Aber-Tier besessen,
ein Schöpfungsabgrund rasender Chimären,
das hängt an ihm
wie am Gehängten hängt der Strick,
wie treu auf seinem Aas der Geier sitzt.

Das eine pickt sich in ein Auge,
das andre nagt an Hoden oder Brust,
das dritte schlürft das weiße Mark,
das aufgeritzte,
und wieder eines wirrt im Darmgeschling.

Die Schattenwelt hat weder Tag noch Nacht,
nicht Mond, nicht Sonne, kein Gestirn des Weltalls.
Nur fahler Schaum
wie geisterhafter Aschenschnee
streut ein diffuses Totenlicht.

Eine Flocke senkt sich hier
auf einer Schattenlocke Bausch,
eine andere verfängt sich hier
am Zittern einer Schattenwimper.

Man pflegt hier nicht zu schlafen,
man ist nie richtig wach.
Doch hin und wieder schart sich eine Gruppe,
als wärʼs Familienzeit,
da siehst du sie gleich den Fledermäusen
an Ästen, Regenrinnen,
an Balkonen, Balustraden
baumeln,
gebeutelt
wie von Seufzern,
traumeslind.

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