Herbstlicht überm Café Y I
Berger Straße, Frankfurt am Main
Der Alte hockt wie einst am Ofen
auf der Fensterbank und führt die braune Flasche
wie ein Saxophon zum Mund:
Er sucht den satten Ton
und schluckt ihn sanft.
Mein Faktotum ist geschäftig,
den Geheimcode frankfurterischen Service
kühn und beherzt zu knacken.
Er tutʼs mit Anmut
und meckerndem Gelächter,
wenn er die Déjà-vu-Laterne
auf dem Tisch mir artiglich kredenzt.
Die blonde Perle der Bedienung
wird heute glänzend eingerahmt
vom süß-verschmitzten Lächeln
eines dunklen Kavaliers.
In der Wigwam-Küche brutzelt es und zischelt.
Der Chef höchstselbst streichelt sich
ehrfurchtsvoll über den seit 68
emanzipierten Embonpoint.
Er hat das zarte Händchen für den Löffel
und das Weistum der Gewürze.
Die Dünste steigen und beschlagen
gnädig die Rahmen ausgestellter Kunst.
Nur eines fehlt –
das dunkle Leuchten
deines blumenoffenen Gesichts,
das von Küssens-Pollen zart bestäubt,
sich an den sanften Hügel
meiner Schulter neigt.