Haiku: deutsch-japanische Augenblicke
Wasser –
Spiegelschrift –
klar und rätselhaft.
*
Bunte Blätter,
Windgespiele –
rascheln, ruhn.
*
Gemalte Schale,
weiße, gelbe Blüten –
duftlos und betörend.
*
Getuschte Woge,
lautlos schäumend –
ihr Echo ist mein Lied.
*
In den Schlaf gelallt
von der Litanei
fallender Tropfen.
*
Aus nächtlichen Rissen
taumeln Kristalle
silbernen Lichts.
*
Verschneit die Pfade,
die Gärten im Dunkel –
Stern, er weist den Weg.
*
Im Zwielicht
bilden Kartoffeln
giftige Triebe.
*
Novembermorgen –
Rauhreif auf Dächern
glimmt in der Sonne.
*
Auf verwaister Schwelle
Moos, als grünte
Erinnern.
*
Das Gespinst der Zeit
wischst du ab –
nicht das Erschrecken.
*
Herbstgeruch im Tal –
auf den Hügeln Rauch –
dein Kuß hat noch Sommer.
*
Schnee schimmert im Schlaf.
Die Uhren schweigen. –
Im Boden gluckst es.
*
Richtest du die Blumen,
schneidest an das Brot –
Anmut, traumverloren.
*
Dein Blick trinkt den Tau
am rötlichen Blatt –
fern der Kraniche Schrei.
*
Blaßt das Gold der Tage,
und die Rose verlischt –
leg deine Hand in meine.
*
Schleicht ein Seufzen
durch dämmernde Räume –
Hündchen springt an dir hoch.
*
Stehst allein am Fenster,
Nacht kriecht in das Herz –
Mond, Lampion im Baum.
*
Vase schwebend im Dunkel,
die du schnittest, Rosen –
Gluten, rätselfahl.
Comments are closed.