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Haiku: deutsch-japanische Augenblicke

03.06.2022

Wasser –
Spiegelschrift –
klar und rätselhaft.

*

Bunte Blätter,
Windgespiele –
rascheln, ruhn.

*

Gemalte Schale,
weiße, gelbe Blüten –
duftlos und betörend.

*

Getuschte Woge,
lautlos schäumend –
ihr Echo ist mein Lied.

*

In den Schlaf gelallt
von der Litanei
fallender Tropfen.

*

Aus nächtlichen Rissen
taumeln Kristalle
silbernen Lichts.

*

Verschneit die Pfade,
die Gärten im Dunkel –
Stern, er weist den Weg.

*

Im Zwielicht
bilden Kartoffeln
giftige Triebe.

*

Novembermorgen –
Rauhreif auf Dächern
glimmt in der Sonne.

*

Auf verwaister Schwelle
Moos, als grünte
Erinnern.

*

Das Gespinst der Zeit
wischst du ab –
nicht das Erschrecken.

*

Herbstgeruch im Tal –
auf den Hügeln Rauch –
dein Kuß hat noch Sommer.

*

Schnee schimmert im Schlaf.
Die Uhren schweigen. –
Im Boden gluckst es.

*

Richtest du die Blumen,
schneidest an das Brot –
Anmut, traumverloren.

*

Dein Blick trinkt den Tau
am rötlichen Blatt –
fern der Kraniche Schrei.

*

Blaßt das Gold der Tage,
und die Rose verlischt –
leg deine Hand in meine.

*

Schleicht ein Seufzen
durch dämmernde Räume –
Hündchen springt an dir hoch.

*
Stehst allein am Fenster,
Nacht kriecht in das Herz –
Mond, Lampion im Baum.

*

Vase schwebend im Dunkel,
die du schnittest, Rosen –
Gluten, rätselfahl.

 

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