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Götzenhain

14.05.2013

Wieder so ein fader Abend mit Fernsehen
und am Daumen-der-Erinnerung-Lutschen.
Machʼs aus, hau weg. – Mitternacht.
Der Spanner Mond geht um. Hoch blitzt die ISS.
Frühstücken die da oben oder singt einer ein Wiegenlied?

Schal um, Kappe auf, Cash dabei.
Die einzige Kneipe, die jetzt noch … na klar.
„Mosche!“ „Guude!“ „Bierchen!“ „Großes Pils!“
Und dann der dicken Matrone Zeit lange Zöpfe drehen.
hr1 schallt über die Theke. Der Wirt hat ein blaues Auge.
Den lieben auch nicht alle.
„Zum Schluss wie immer noch ein Buddy, aber schön kalt!“
Jetzt kommst du in Gönnerlaune.
Erzähl halt wieder mal das seltsame Histörchen, die makabre Story:

„Ich ging wie jetzt beschwipst, nicht voll, am Flüsschen lang.
In der Biegung, ihr wisst, am Felsüberhang, plötzlich
hör ich da ein tiefes Seufzen, ein hohes Stöhnen …
ich dachte schon, verdammt … da bröckeln Steine
und die Felswand bricht entzwei.

Ich duck mich hinter ein Gebüsch und durchs Gezweig
erspähe ich ʼnen irren Film: Es schlagen Flammen
aus dem Höhlenloch, erst golden-rot, dann blau, meerblau.
Dann wird die Szene galvanisch weiß,
und auf der Leinwand zeichnet sich der scharfe Schatten
eines langen Kerls mit Schlapphut ab.
Ihm weht der Mantel wie ʼnem Zigeuner.
Das eine Auge funkelt gelb, das andere glänzt matt
wie Eierschale, wie eingelegt in Aspik.
In der rechten Hand hält er den ungeheuren Speer.
Mit dem beginnt er wild zu fuchteln.

Dann taucht er auf, ein schwarzer Riesenhund,
sperrtʼs rote Maul auf – ich glaub, ich rieche den Gestank.
Da zucktʼs ihm aus dem Schlund wie Flammenzunge,
die lodert auf, kringelt sich und rollt sich peitschend aus.
In welche Richtung? Na, in meine!
Da reiß ich mich vom Fleck, pack die Beine untern Arm.“

„Mensch Alter, die Story ist uralt und hat so ʼnen langen Bart!
Lass dir endlich mal was Neues einfallen!“

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