Geknetet und behaucht
Geknetet und behaucht wird warm
der Lehm in schmutzig-kleinen Händen.
Wie Falten Wassers glänzt der Charme
an transparenten Verses Lenden.
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Heiß in Muscheln, Formen und Figuren
pressen Kinderhände feuchten Lehm.
Streicht durch Zeilenklüfte und Zäsuren
Odem, flötet schon das Urphonem.
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Daß sie trocknen, schlafen nasse Ziegel
in Gelassen winddurchseufzter Darren.
Dichter, noch ein Kuß, dein feuchtes Siegel,
daß die weichen Verse nicht erstarren.
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Töpferscheibe muß sich, muß sich drehen,
und die schlanke Vase wächst heran,
Lüfte sanft durch Blüten wehen, wehen,
durchs Gerank der Zeilen schwimmt ein Schwan.
*
Wasser, sprach der anmutfrohe Weise,
magst du, Dichter, träumerisch dir ballen,
doch er wand sich selbst in dunkler Schneise
Flammenkränze, um im Licht zu wallen.
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Geformt aus Lehm, ein wahres, schlichtes Bild
für unsre schwache, sterbliche Gestalt.
Daß aber Othem Gottes darin quillt,
macht uns bestürzt, wir taumeln ohne Halt.
*
Die Woge schwillt, die Woge schäumt,
ein Seestern zackt und schwappt am Strand.
Der Stern, den sich ein Vers erträumt,
im nächsten ist er schon verbrannt.
*
Es schüttet seinen goldenen Wein
aus klirrenden Kristalles Schalen
der Abend hin, du trinkst allein,
doch zittern nach die Traumspiralen.
*
Brackwasser läuft in lehmige Mulden
auf Muschelhorn und Ammoniten.
Gefäße, die nur zarte Schatten dulden,
sind in des Urschlamms Nacht geglitten.
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