Geheime Zwergensache IV
Zwergel hat sich prompt verliebt,
als es um die Litfaßsäule geschielt,
auf der Berger Straße.
Kam da Pippa gelaufen (gleich wusste es
ihren Namen, woher bloß?), Pippa
mit den bunten Strümpfen.
Und ihr Pekinesenschnäuzling
trollte und rollte um sie her, er beißt
so gern in die Leine.
Und das kluge Hunderl hatʼs gerochen,
was hinter der Säule gelauert, am süßen
Geruche der Angst.
Sein Kläffen und Ziehen blieben frustriert,
Pippa wollte nur weiter, Zierzeug beschaun
in Adeles Lädchen.
Wie zebrahoch und antilopenbraun
war Pippa, und im Haar blitzte ihr
die rötliche Spange.
Es hüpfte, wenn sie hüpfte, ein Amulett
an ihrem warmen Hals, ein Amulett
aus kühlem Elfenbein.
Ja, baumelte nicht am wulstigen Halse
Bübchens, so rief sie den Stummelwedler,
ein ebensolches kleines?
Da konnte vor der wilden Anmut des Bilds
Zwergerl nicht mehr denken, nur atmen schwer,
nur atmen schwer.
Und zog aus ihrem Lederbeutelchen,
das hing am Gürtel der Hüfte, Pippa
ein weißes Handy,
war wohl aus Elfenbein auch. Und Pippa
flüsterte und schnäbelte Delikates
mit dem Mädchenmund.
Zwergerl hörte das wispernde Plauschen,
doch was ihn einzig beglückte zu hören
ihren Herzschlag nicht.
Er kann ihr nichts schenken, kann nur
an sie denken, sein Herz ist so klein,
sein Buckel so groß.
Da kramte er in seinen Taschen, wühlte
ein Knöchelchen ans Licht, das gab ihm
sein Mütterlein einst
auf dem Sterbebett, ein Zauberding seiʼs,
das bringe ihm Glück: „Trag, mein Kleiner,
es immer bei dir,
es stammt von dem Vöglein Loreley,
das dem Urahn zuflog und immer ihm sang,
wenn er traurig war.“
Das griff der Zwerg beherzt und warf es
dem Hündchen vors Maul, dem Hündchen
vors schlabbernde Maul.
Das packte es, das knackte es und wollte
es schlingen, da fuhr ihm Pippa darein:
„Pfui, Bübchen pfui!“
Sie klaubte es ihm aus dem Mäulchen geschickt
und schubste es in den Gully, schubste es
mit dem zierlichen Fuß.
Zwergerl schlich sich davon. O, es wollte,
das ihm schlüge, einmal hören, hören
ein liebendes Herz.
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